Bild 1. Alesis total: der neue QuadraSynth im Studioeinsatz
**…in Southern California« lautet der Refrain eines mittlerweile schon etwas älteren Hits. Doch für den Januar ’93 hatte sich der Texter gewaltig geirrt: Es goß in Strömen im sonst so sonnenverwöhnten Los Angeles. **
Doch dem für kalifornische Verhältnisse katastrophalen Wetter zum Trotz hatten sich auf der 23. Winter-Namm mehr Aussteller als je zuvor auf dem »Anaheim Convention Center« versammelt. Darunter auch die arg gebeutelte Firma Atari, die sich in einer nicht gerade überschwänglich wahrgenommenen Pressekonferenz bemühte, den in letzter Zeit mächtig ramponierten Ruf wieder zu restaurieren. Allerdings gerieten dabei die den informellen Rahmen begleitenden Live-Performances unter Zuhilfenahme eines Falcon 030 derart dilettantisch, daß sich die rechte Jubelstimmung beim Publikum nicht einstellen wollte. Eigentlich schade, denn die anschließend das Podium besteigenden Soft- und Hardware-Entwickler (darunter sogar Vertreter von Yamaha und Motorola) zeigten sich durch die Bank beeindruckt von den Fähigkeiten der neuen Multimedia-Maschine und versicherten im gleichen Atemzug ihr Engagement bei der Entwicklung speziell auf den Falken zugeschnittener Produkte. Schon bereits jetzt erhältlich ist »Multitude«, ein neuer MIDI-Sequenzer für alle STs, Macs und PCs unter Windows aus dem Hause Oktal. Das Programm bietet alle Features, die man von einem professionellen Sequenzer erwartet, die »PRO/Notation«-Version verfügt zudem noch über integrierten Notendruck. Wer auf Synchronisation, Event-Editor und Library-Funktion (Verwaltung von Sounds und Sequenzen) verzichten kann, greift getrost zur günstigen »Intro«-Version. Ein interessantes Produkt, das wir Ihnen sicherlich in einer der kommenden Ausgaben ausführlich vorstellen.
Nachdem Hybrid Arts die Entwicklung des ADAP II Harddisk-Recording Systems eingestellt hat, dürfte nun Digital F/X die Spitzenposition unter den HD-Recordern auf den ST/TT-Rechnern einnehmen. Der »Digital Master EX« gestattet digitales Aufnehmen auf bis zu vier Spuren und verfügt dabei für jeden Kanal über eigene digitale In- und Outputs. Digital Master unterstützt bis zu sechzehn »Tracks«, so daß sich mehrere Versionen eines »Takes« im Speicher/auf der Festplatte halten lassen, um diese dann zu einem späteren Zeitpunkt zu editieren. Zur Grundausstattung gehört die Fähigkeit der Synchronisation via SMPTE-Timecode.
Auch von der Firma Steinberg gibt es Neues zu berichten, liegt doch inzwischen mit »Cubase« bzw. »Cubase Audio« zum ersten Mal ein auf allen drei relevanten Rechnerplattformen identischer MIDl-Sequenzer vor. Alle drei Versionen unterstützen in der »Audio«-Va-riante Yamahas HD-Recorder CBX-D5 und verrichten in der »Score«-Version ihren bewährten Dienst als fleißige Notendrucker. Die eindrucksvollste Premiere auf dem Gebiet des Harddisk-Recording lieferte allerdings Digidesign, die mit ihrem »System 8« für helle Aufregung sorgten. System 8 verwandelt nämlich Ihren Computer -allerdings nur PCs unter Windows - in ein professionelles Achtspur-Aufnahmestudio, bei dem sich wirklich alle Funktionen vom Verkabeln des Mischpults bis hin zum Compu-Mix komplett am Bildschirm erledigen lassen. Der Preis des Komplettsystems (ohne PC und HD) wirkt angesichts des enormen Leistungsumfangs mit ca. 4000 Dollar relativ moderat.
Auf dem Keyboard-Sektor dürfte Akai mit der Vorstellung der neuen 16-Bit-Sampler den Markt gehörig durcheinanderwirbeln. Die Modelle S-3200, S-3000, CD-3000 und S-2800 bieten im Gegensatz zu ihren Vorgängern weitaus flexiblere Modulationsmöglichkeiten. So läßt sich zum Beispiel die Eckfrequenz der nunmehr resonanzfähigen Filter auf das Modulationsrad routen. Alle Sampler besitzen ein integriertes Effektgerät. Das Flaggschiff, der S-3200, hat sogar einen weiteren Effektchip an Bord, der ihm neben zusätzlichen Hallprogrammen auch noch einen zweiten Filter mit variabler Charakteristik beschert. Außerdem ist er der einzige Sampler, der die Kunst des Harddisk-Recording beherrscht. Die neue S-Klasse wird ab Werk mit 8 MByte RAM ausgeliefert und läßt sich bis maximal 32 MBte RAM aufrüsten (S-2800 16 MByte). Das Top-Modelle S-3200 glänzt mit kompletter Schnittstellen-Bestückung: SCSI, digitale Ein- und Ausgänge sowie ein SMPTE-Inter-face gehören zum Lieferumfang. Ferner gestattet der S-3200 den Anschluß einer internen MO-Platte. Der S-3000 verzichtet zunächst auf den SMPTE-Generator, doch läßt sich dieser zu einem späteren Zeitpunkt problemlos nachrüsten (nicht beim S-2800). Beim CD-3000 handelt es sich schließlich um einen reinen Sampleplayer mit integriertem CD-ROM Laufwerk. Preise: von 2995 Dollar bis 6395 Dollar.
Einen echten Preis-Dampfhammer dürfte Alesis ohne Frage mit dem bereits seit längerem angekündigten »QuadraSynth« landen. Die Reaktion der Experten bei einer Pressevorführung war eindeutig: Ein dolles Ding! Das Wichtigste in Kürze: 64 Stimmen, 76 Tasten-Masterkeyboard, 16 MByte Sample-ROM, Effektsektion mit vier individuellen Signalwegen und Digitalschnittstelle (!!!) zum Achtspur-Digitalrekorder »ADAT« aus eigenem Hause.
Oldies en masse enthält EMUs neuester 1HE Expander »Vintage Keys«. Alle bedeutenden Keyboards der letzten dreißig Jahre wurden hier in 8 MByte ROM gepfercht und stehen zum Abruf bereit.
Einen ganzen Schwung neuer Keyboards und Expander gab es bei Roland zu bestaunen. Das Zugpferd der Synthesizer, der JD-800, liegt nun in einer erweiterten Rack-Version (2HE), dem JD-990/vor. Der JD-990 ist natürlich kompatibel zum JD-800, besitzt aber einige klanglich weiterreichende Features wie z.B. Matrix Modulation, Ring-Modulation und Frequency Cross Modulation. Weiterhin läßt sich der JD-990 auch noch widerspruchslos mit allen Sounds der JV-80/880 Synthesizer füttern. JV-1000 nennt sich Rolands aktueller Streich auf dem Workstation-Sektor. Hierbei handelt es sich prinzipiell um einen »Super JV-80« mit gewichteter Tastatur (76 Tasten), integriertem Sequenzer und Diskettenlaufwerk. Beachtlich ist die maximale Polyphonie des JV-1000, die sich nach dem Einbau des Roland GS-Voice Expanders auf stattliche 56 Stimmen beläuft. Die »Sound Canvas«-Familie hat Nachwuchs bekommen und zwar in Form des 5C-33 und des SD-35. Beide Expander bieten GM-Sounds in bewährter Canvas-Qualität. Eine kleine, aber sehr feine Neuvorstellung gibt es von der Roland Untergruppe BOSS zu berichten. Für 325 Dollar bietet BOSS den zehnkanaligen Line-Mixer MX-10 an, der mit einem Aux-Weg, Kopfhörer-Verstärker und exzellenten Audio-Eigenschaften bei Musikern mit kleinem Salär genau ins Schwarze trifft.
Einzige Keyboard-Neuerscheinung auf dem Yamaha-Stand war das PSR 5700, das ab sofort die Rolle des Flaggschiffs innerhalb der »PSR«-Modelle einnimmt. Entsprechend professionell klingt die Liste der Features: 16-Bit-Sound, interaktive Begleitautomatik und eingebautes 3.5-Zoll-Diskettenlauf-werk. Das PSR 5700 verfügt über 38stimmige Polyphonie, 100 AWM Voices, 100 Custom- und 126 General MIDI Voices. Weiterhin beherbergt das Keyboard 84 Drum-und Percussion-Sounds, einen achtspurigen Sequenzer sowie einen Effektprozessor. Entsprechend professionell fällt mit 2995 Dollar auch der Preis aus. (wk)
Bild 2. Power without the price: der MX10 Linemixer von BOSS