Vorbericht: Megapaint II Professional mit Vektorteil

Seit einiger Zeit beweist Tommy Software mit der kontinuierlichen Entwicklung des Mega-Paint — Konzepts sein großes Engagement im Bereich der Grafik - Software. Jetzt präsentieren die Berliner ihren neuesten Streich - Vektorzeichenteil, Serienbriefe und Calamus - Formate.

»MegaPaint« hat in kurzer Zeit eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Vom einfachen »Junior« bis zum »Professional« wuchsen Fähigkeiten und Anwendungsbereiche in rascher Folge. In der neuen Version finden sich eine Reihe von Merkmalen, die das Programm über den Amateurstatus weit hinausheben. So zielen die integrierten Funktionen zur Serienbriefabwicklung voll auf den professionellen Einsatz, und diverse Bemaßungen sowie Schrift- und Linienarten nach DIN-Normen erleichtern Profis ihre Arbeit.

Die Zeichenfläche von MegaPaint ist frei wählbar, bietet aber auch feste Einstellungen im Format DIN-A5 bis DIN-A2. Die Auflösung des Programms bestimmen Sie zwischen 180, 240, 300 und 360 dpi (Punkte pro Zoll). In der normalen Darstellung entspricht ein Bildschirmpixel genau einem Druckpunkt. Da der Bildschirm nur einen Teil des gesamten Bildes zeigt, gibt es die stark verkleinerte Gesamtansicht, auf der sich der

Bildschirmausschnitt per Maus frei positionieren läßt. Für Details steht eine Lupe zur Verfügung. MegaPaint kennt alle gängigen Zeichenfunktionen, eine Reihe von Blockoperationen und zahlreiche sinnvolle Details wie etwa den »Spot«, einen Bereich von 7x7 Pixeln um die Cursorposition, der immer vergrößert dargestellt ist. Das Programm verarbeitet alle wichtigen Dateiformate auf dem ST und unterstützt auch das in der MS-DOS-Welt sehr verbreitete »*.PCX-Format«. Im Druckbereich gibt es Treiber für 9-Na-del-, 24-Nadel- und Laser-Drucker; der Betrieb von Farbdruckern ist ebenfalls vorgesehen. Bisher integriert sind Scanner-Treiber für »Hawk CP14« und baugleiche Typen sowie für den »Professional Scanner 2« der Firma PrintTechnik. Weitere Treiber sind geplant. Die Bedienung der vielen Funktionen ist auf vorbildliche Art gelöst. Neben den vollgepackten Menüleisten, häufig sogar mit Untermenüs, sind die 40 wichtigsten Funktionen in einem »Pop-Up-Menü« untergebracht. Es erscheint auf Klick mit der rechten Maustaste und bietet schnellen Zugriff auf die am häufigsten benötigten Funktionen.

Über den Menüpunkt »Extras« sind die Neuerungen der Professional-Version erreichbar. Der erste Eintrag »Vektorteil« führt in den Vektorzeichenteil, doch dazu später mehr. Außerdem stehen hier die Funktionen für Serienbriefabwicklung. Anwender importieren damit Adressensätze aus einer Datenbank, kombinieren diese mit den sehr guten Schriftqualitäten von MegaPaint, binden notwendige Grafiken in das Schriftstück und drucken in gewohnter Qualität ihre Briefe. Ein Weg, der nicht nur für Serien -sondern auch sehr gut für Einzelbriefe geeignet ist. Immerhin gibt es für MegaPaint bereits eine Reihe sehr guter Zeichensätze, und dem Programm ist ein Konverter für »Signum«-Schriften beigefügt. Weitere Erläuterungen zum Thema Schriftqualität erübrigen sich damit. Um Adressen aus einer Datenbank in ein Bild zu laden, bedarf es genauer Markierungen durch »Textfelder«. Ein Klick mit der Maus bestimmt die Position des Feldes, das immer eine Zeile hoch ist und von der Cursorposition bis zum rechten Rand verläuft. Bis zu 50 Textfelder pro Serienbrief sind zugelassen. Die Schriftart des jeweiligen Feldes läßt sich mit »Textfeld ändern« nachträglich neu bestimmen. Für den Druck sind die Angabe der Adressdatei, des Bildes und der Datensatz-Trennung nötig. MegaPaint kennt als Standardtypen »Adimens«, »dBase« und »Lotus 123«. Andere Formate bestimmen Sie selbst über die drei Zeilen »Datensatz-Trennung«, »Feld-Trennung« und »Feldeinfassung«. Beim Import ist noch zu beachten: Die Adressdatei muß einen ASCII-Text enthalten und sollte nicht länger als 32 KByte sein. Mehr Daten in der Datei bleiben unberücksichtigt.

»Probedruck« zeigt die erste Seite des Serienbriefes, um alle Einstellungen zu überprüfen. »Serienbriefdruck« startet den Ausdruck, der wahlweise mit oder ohne Meldung nach jedem Brief abläuft, bis alle Adressen gedruckt sind. Mit Ausnahme des Atari-Laserdruckers stoppt <Esc› jederzeit den Ausdruck. Befindet sich die Datei MEGA.SBF im Ordner MEGPAINT, beginnt das Programm sofort nach dem Start mit dem Druck. Rufen Sie z.B. aus »Adimens« direkt MegaPaint auf, läuft der Seriendruck mit der dort gerade exportierten Adressdatei, und Sie sind danach sofort wieder in Adimens. Der Menüpunkt »Vektorteil« eröffnet den Zugang zum zweiten Zeichenteil. Die Handhabung mit Pop-Up-, Pull-Down- und Untermenüs entspricht dem Rastergrafikteil, nur stehen entsprechend der neuen Aufgabe andere Funktionen zur Auswahl. In insgesamt vier Ebenen konstruieren Sie »Objekte« aus einfachen Zeichenfunktionen wie Linien, Linienzüge, Kreise, Ellipsen und Bezierkurven. Dazu gibt es den Zugriff auf Symbol- und Fontbibliotheken. Der Vektorteil verfügt über Bemaßung und Konstruktionshilfen; Rastergrafiken lassen sich in unterschiedlicher Intensität in den Vektorteil einblenden.

Leider vektorisiert das Programm solche Bilder nicht automatisch -eine reizvolle Funktion für das nächste Upgrade. Für solche Übertragungen ist zur Zeit die mächtige Funktion »Outline« zuständig, mit der Sie die eingeblendete Rastergrafik nachzeichnen. Auch hier wieder sinnvolle Arbeitserleichterungen: Die Bezierkurven gehen flüssig ineinander über, so daß geschwungene Linienverläufe leicht nachvollziehbar sind. In der neuesten Version, die TommySoftware seit April ausliefert, verarbeitet MegaPaint Professional Calamus-Raster- und Vektorgrafik-Formate. Dadurch mausert sich das Gespann MegaPaint-Calamus zu einem der leistungsstärksten Grafikpakete im DTP-Bereich. Probleme oder Schwierigkeiten, die auf MegaPaint zurückzuführen wären, tauchten im Test bisher nicht auf.

Dazu trug das gut geschriebene und sehr übersichtliche Handbuch bei. In einer der nächsten Ausgaben beleuchten wir den neuen Vektorteil intensiver und verdeutlichen einen typischen Arbeitsablauf mit Schriften, Raster- und Vektorgrafik und die Übertragung in Calamus.

Bild 1. Die riesige Funktionsvielfalt ist nach allen Regeln der GEM-Kunst versteckt

Bild 2. Adressen für einen Serienbrief fließen hier aus Adimens in die Textfelder 1 und 2

Bild 3. Auch im völlig neuen Vektorzeichenteil platzen die Menüs aus allen Nähten


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 05 / 1990, Seite 28

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