Der Aufstieg der Emulatoren

Erste Eindrücke von den AT-Emulatoren ATonce und AT-Speed

Lange sah es so aus, als gäbe es außer Verbesserungen an der Treibersoftware keine Neuerungen bei den PC-Emulatoren für den Atari ST. Doch nun erreichten uns die ersten Emulatoren, die dem ST zu AT-Power verhelfen.

Als erstes erhielten wir den auf der CeBIT'90 angekündigten »ATonce« aus dem Hause Vortex. Zum Lieferumfang des 498 Mark teuren Emulators gehören neben der Emulatorplatine eine 3 1/2 Zoll-Diskette mit der Emulations- und Installationssoftware, ein 40seitiges Handbuch im DIN A 6-Format und eine DIL64- Fassung.

Das Manual erklärt auf den ersten 30 Seiten sehr ausführlich den Einbau des Emulators. Dabei berücksichtigt es die verschiedenen ST-Platinenlayouts und Prozessorformen. Zahlreiche Illustrationen verdeutlichen das Beschriebene. Kurz gesagt sollte jeder, der etwas Löterfahrung hat, in der Lage sein, mit diesem Handbuch den ATonce korrekt in den ST einzubauen. Verrichtet in Ihrem ST ein »langer« MC68000 seinen Dienst, kommen Sie nicht um das Auflöten der mitgelieferten DIL64-Fassung herum. Nach diesem Arbeitsgang ist nur noch die ATonce-Platine in die DIL64-Fassungzu stecken, und fertig ist der Einbau.

Besitzer eines STE kommen um die leidige Löterei herum, da im STE ein quadratischer Prozessor arbeitet. Die einfachere Montage ist allerdings in Form eines Steckadapters, der extra 128 Mark kostet, zu erkaufen. Für Mega STs mit freiem Mega-Bus bietet Vortex einen extra Adapter für 98 Mark an.

Die restlichen sieben Seiten des Handbuchs erklären das Installationsprogramm, das vorbildlich in GEM eingebunden ist. Hier stellen Sie ein, ob von Festplatte oder von Diskette gebootet werden soll. Auch teilen Sie dem Teiberprogramm hier mit, welche Partition an welchem Adapter es als logisches DOS-Lauf-werk C: behandelt. In einem anderem Menü legen Sie bei STs mit mehr als 1 MByte Arbeitsspeicher fest, wieviel KByte Sie als Extended und Expanded Memory verwenden wollen. Falls Sie einen zum Microsoft Maus-Treiber »Mouse.-sys« kompatiblen Treiber besitzen, teilen Sie dies ebenfalls dem Installprogramm mit. ATonce unterstützt die ST-Maus dann als MS-Maus. Als letztes bleibt nur noch festzulegen, unter welcher Grafikemulation ATonce gestartet wird. Der Emulator bietet folgende Modi: CGA (640200 Double Scan), Herkules (720348), ToshibaT3100 (640400) und Olivetti (640400). ATonce gestattet es, auch unter MS-DOS zwischen den verschiedenen Modi zu wechseln.

Die Installation geschieht auch beim AT-Speed in PC-Speed-Manier per TOS-Applikation

Sind diese Vorarbeiten beendet, steht einem Start des Emulators nichts mehr im Wege. Das erste Booten erfolgt immer von Diskette, da eine Boot-Partition erst mit dem Programmaufruf »format c:/s« behandelt werden muß, bevor sie ATonce als solche erkennt. Danach sind noch das Betriebssystem, das übrigens nicht zum Lieferumfang gehört, und die von Vortex mitgelieferten Tools auf die Platte zu kopieren. Vortex empfiehlt den Einsatz von DOS 3.2 oder höher, Voraussetzung ist jedoch nur.

Eine Besonderheit von ATonce ist, daß der Emulator die TOS-System-zeit beim Start automatisch übernimmt und daß er den Atari Laserdrucker unterstützt, sofern der ST über mehr als 1 MByte RAM verfügt. Dabei ist lediglich zu beachten, daß man bei der Installation etwa 1 MByte RAM freihält und nicht als Extended oder Expanded Memory reserviert. Als weitere Vorbereitung für den Lasereinsatz sind lediglich der Diabolo-Treiber, das Hardcopy-Programm und die benötigten Font-Dateien in den ATonce-Ordner zu kopieren. Beim Start des Emulators lädt dieser die Programme nach.

Als Kompatibiltäts- und Geschwindigkeitsinstrument kam bei unseren ersten Tests das Programm CHECKIT zum Zuge. ATonce kam mit diesem Programm bestens zurecht. Die Ergebnisse entnehmen Sie der Tabelle.

Kurz vor Redaktionsschluß erreichte uns eines der ersten Exemplare von AT-Speed. Diesen AT-Emulator entwickelte Hans-Jörg Sack, der sich bereits mit dem PC-Speed einen Namen machte. Leider standen uns aus Termingründen nur die Emulator-Hardware und eine Diskette mit der nötigen Treibersoftware zur Verfügung, so daß wir keine Aussage über den endgültigen Lieferumfang und vor allem über die Dokumentation treffen können.

Der Einbau geschieht beim AT-Speed auf die gleiche Weise wie oben beschrieben. Beim Installationsprogramm fallen aber die ersten Unterschiede auf, da es nur als echte TOS-Anwendung vorliegt. Dies bedeutet Maus ade. Per Tastendruck konfigurieren Sie den Emulator nach Ihren Wünschen. Vielleicht überrascht uns der Entwickler bis zur endgültigen Auslieferung noch mit einem schönen GEM-Gewand für sein Installationsprogramm?

An Grafikemulationen stellt der AT-Speed das von PC-Speed Gewohnte zur Verfügung. Neben CGA emuliert AT-Speed also die Olivetti-Grafikkarte (640400),.und die Herkuleskarte (720348), sogar auch in der vollen Auflösung, wenn Sie die Hyperscreen-Erweiterung besitzen. Mit dem Device-Treiber MEGADISC.SYS richten Sie eine RAM-Disk im Speicherbereich von über 1 MByte ein. Damit stehen Ihnen folgende Speicherkapazitäten zur Verfügung: 0,9 MByte bei einem ST mit 2 MByte, 1,4 MByte 2,5 MByte RAM und 2,9 MByte bei 4 MByte Arbeitsspeicher.

Das ATonce-Installationsprogramm ist voll in GEM eingebunden

Bei unserem Geschwindigkeits- und Kompatibilitätstest erlebten wir eine Überraschung: Beim »MAIN SYSTEM BENCHMARK« verabschiedete sich AT-Speed mit der lapidaren Meldung »Floating Point Error: divide by 0«, und den Festplatten-Benchmark brach CHECKIT mit einem Seek-Error ab. Im Gegensatz dazu ist aber zu bemerken, daß die getestete Standardsoftware etwas stabiler lief als auf dem ATonce. Rücksprachen mit beiden Herstellern ergaben, daß bereits einige Probleme erkannt wurden und daß man daran arbeitet. Leider bleibt uns aus Termingründen keineandere Wahl, alsSieauf unsere nächste Ausgabe zu vertrösten, in der wir im Rahmen eines Emulator-Schwerpunktes die beiden Kandidaten nochmals genau und ausgiebig unter die Lupe nehmen. Dann veröffentlichen wir auch eine Liste mit dem Laufverhalten von wichtigen MS-DOS-Programmen und eine mit den Ergebnissen verschiedenster Benschmark-Tests. Der endgültige Verkaufspreis von AT-Speed stand zum Redaktionsschluß noch nicht fest.

Sack Elektronik GmbH, Bleichstr. 49, 4792 Bad Lippspringe, Tel. 05252/ 4290

Vortex Computersysteme GmbH, Falterstr. 51-53,7101 Flein, Tel. 07131/50880

ATonce AT-Speed
CONFIGURATION INFORMATION
DOS Version: 4.00
ROM BIOS: Unknown
BIOS Date. 06/16/90
Processor Type: 80286 XT Machine
Math Coprocessor: Not Present
Base Memory 704K
Largest Free Block: 347K
Extended Memory: None
EXPANDed Memory: 95 Pages
Available: 10 Pages
Video Adapter: CGA
Video Address: B800h
Video RAM Size: 16K
Clock/Calendar: None
Parallel Port(s): LPT3=278h LPT1=3BCh, LPT2=378h,
Serial Port(s): None
Joystick(s): 1
Mouse None
MAIN SYSTEM BENCHMARK
CPU: 80286,4.70 Mhz
Determine CPU Speed: 1151 Dhrystones
Determine Video Speed: 3120 Characters/Second
Determine Math Speed: 23.0K Whetstones
HARD DISK BENCHMARK
Drive: 0 (C:)
Cylinders: 132
Sectors/Track: 26
Total Bytes: 14,057,472
Det. Average Seek Time: 15.1ms
Det. Track to Track Seek Time: 7.2ms
Det. Transfer Speed: 877.4K/Second

Tabelle: Die mit dem Programm CHECKIT ermittelten Werte


Ulrich Hofner
Aus: TOS 08 / 1990, Seite 19

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite