Doppelte Auflösung und automatische Einzelblatt-Erkennung für den SLM 804 verspricht das »600 dpi-Kit« der Marvin AG. Stecken in dem populären Laser-Veteran tatsächlich ungeahnte Qualitäten?
Die Marvin AG gab sich mit der von Atari vorgegebenen Laser-Leistung nicht zufrieden und entwickelte eine Schaltung zum Nachrüsten, welche es dem Laser erlaubt, horizontal 600 Punkte pro Zoll zu drucken. Die Auflösung verdoppelt sich somit von 300 x 300 dpi (dots per inch/Punkte pro Zoll) auf 600 x 300 dpi. Leider vervierfacht sie sich nicht auf 600 x 600 dpi, wie man beim Namen »600 dpi-Kit« auch vermuten kann. Dafür müßte der Transport-Motor im Laser mit halber Geschwindigkeit laufen, und dann ist der Papiertransport ungleichmäßig.
Es gilt zunächst, das sperrige Laser-Gehäuse abzunehmen, ein Abschirmblech abzuschrauben, auf der darunterliegenden SMD-Platine zwei Leiterbahnen zu durchtrennen und eine SMD-Brücke zu entfernen. Ist dies geschehen, legen Sie eine Drahtbrücke und löten die neun Adern eines Flachbandkabels an bestimmte Stellen auf der Platine. Das andere Ende des Kabels ist (steckbar) mit der geheimnisvollen 600 dpi-Elektronik verbunden, die sich in einem Zigarettenschachtelgroßen, schwarzen Gehäuse verbirgt. Das Kästchen wird neben der SMD-Platine angeklebt und der Laser wieder zusammengebaut - das war's auch schon.
Software, die nicht an die hohe Auflösung angepaßt ist, bemerkt normalerweise von dem Umbau nichts. Versuchen Sie nur nicht, den Laser per Software auf Einzelblatt-Einzug umzustellen - alles Gedruckte würde doppelt erscheinen, da das Einzelblatt-Bit nun dazu dient, zwischen 300 und 600 dpi zu wechseln. Schieben Sie einfach vor Druckbeginn eine Seite in den Einzelblatt-Schacht. Die 600 dpi-Elektronik erkennt dies und sorgt automatisch dafür, daß der Laser dieses Blatt einzieht und bedruckt.
Dieses neue und praktische Verhalten des SLM 804 birgt allerdings auch eine Tücke in sich: Beim Einzug eines Einzelblatts schaltet der Laser von DIN A4 auf »Letter«, was so mancher Druckertreiber nicht erkennt oder nicht unterstützt und nur Pixel-Müll produziert.
Um in den Genuß der 600 dpi-Auflösung zu kommen, liegt ein modifizierter Calamus-Lasertreiber bei. Nach Herstellerangaben sind Anpassungen für GDOS und den FX-Emulator in Vorbereitung. An unseren Beispiel-Ausdrucken ist zu erkennen, daß vor allem schräge, vertikale Linien, kleine Schriften und Raster von der doppelten Auflösung profitieren. Ein 600 dpi-Ausdruck nimmt bei Calamus im Schnitt (inklusive Berechnung) 20 Prozent mehr Zeit in Anspruch als die 300 dpi-Variante und benötigt doppelt soviel Speicher für den Aufbau der Druckseite.
Alles in allem ist das 600 dpi-Kit wegen seiner merklichen Steigerung der Laser-Druckqualität, der automatischen Einzelblatt-Erkennung sowie der detaillierten Einbauanleitung jedem zu empfehlen, der die Optik seiner Laser-Dokumente aufpolieren möchte. Bleibt zu hoffen, daß in Kürze weitere Treiber-Anpassungen folgen.
Marvin AG, Friesstr. 23, CH-8050 Zürich
Name: 600 dpi-Kit
Hersteller: Marvin AG
Preis: 410 Mark
Stärken: hohe Druckqualität □ automatische Einzelblatt-Erkennung □ Software-Umschaltung 300 dpi/600 dpi □ ausführliche Einbau-Anleitung
Schwächen: Papierformat-Problem □ bislang nutzt erst Calamus die 600 dpi
Fazit: Innovative Laser-Aufrüstung, welche die Druckqualität deutlich optimiert und zudem die Umschaltung auf Einzelblätter überflüssig macht.