Die vierte Stufe: Zeichenprogramm »Megapaint Professional« in neuer Version 4.0

Nachdem Megapaint bereits seit einigen Jahren den Markt der Zeichenprogramme auf dem ST anführt und immer wieder um neue Funktionen bereichert wurde, steht jetzt die neue Version 4.0 in den Regalen. Wir zeigen, was sich geändert hat und ob sich der Aufstieg lohnt.

Die wichtigste Neuerung am Anfang: »Megapaint II Professional 4.0 ST« - so der volle Name - integriert serienmäßig die TT- und die Großbildschirmfähigkeit. Man spart sich damit einige hundert Mark für die bisher nötigen entsprechenden Zusatzmodule. Endlich ist auch Tommy-Software zu der Einsicht gekommen, daß solche Funktionen bei einem Programm dieser Klasse selbstverständlich sind. Auch die Netzwerkfähigkeit und der Signum-Zeichensatzkonverter sind in Megapaint 4.0 integriert. Die Sicherheitsabfrage aus der Version 3.0, die mehr ehrliche Benutzer nervte als Raubkopierer abhielt, wurde erfreulicherweise ad acta gelegt.

An den Funktionen gibt es kleinere Änderungen. Möchten Sie für das Beschriften Texte importieren, verteilt Megapaint diese auf mehrere Zeilen, falls sie für eine andere Größe formatiert waren. Dabei trennt das Programm allerdings ohne Rücksicht auf Verluste mitten im Wort, so daß Sie nachher alles wieder zusammenfügen dürfen. Dabei ist natürlich ein neuer Textumbruch fällig, und den müssen Sie immer noch per Hand ausführen. Hier hat man nicht weit genug gedacht, zumal beim Editieren im Texteditor immer maf wieder Zeichen verschwinden.

Stolze Besitzereines HP Laserjet III haben weniger Zeit zum Däumchendrehen: Megapaint schickt ihrem Gerät beim Drucken die Daten komprimiert, wodurch sich die zum Senden benötigte Zeit auf die Hälfte bis ein Viertel reduziert und der Rechner so wieder schneller zum Weiterarbeiten bereit steht.

Bild 1. Bei den Hilfspunkten, hier Lot auf einen Kreis, gibt es Neues

Eine sinnvolle Änderung gibt's vom Vektoreditor zu melden. Beim Selektieren von Bereichen wählen Sie nun, ob Megapaint nur Objekte erfaßt, die vollständig innerhalb des Rahmens liegen, oder ob es bereits ausreicht, wenn ein Objekt teilweise in diesen Bereich hineinragt. Das spart beim Anwählen einige Mausklicks. Leider funktioniert das Ausmustern eines bereits selektierten Objektes durch erneuten Mausklick noch nicht. Einmal selektiert, läßt sich ein Objekt innerhalb eines bestimmten Bereiches zentrieren. Die lästige Beschränkung auf die Bildschirmränder entfällt damit. Spiegelungen sind nun an beliebigen Geraden, und nicht nur an den Achsen vorgesehen.

Ist die Funktion »Duplikat« aktiv, erzeugt Megapaint von allen angewählten Objekten vorder Bearbeitung automatisch eine Kopie. Am Fadenkreuz erscheint dann jeweils ein kleines Pluszeichen, das diesen Zustand kennzeichnet. Zum Setzen von Hilfspunkten - sie dienen lediglich der Orientierung und erscheinen nicht auf dem Ausdruck - gibt es ebenfalls Neues zu berichten. So können Sie ein Lot auf einen Kreis fällen und den Lotfußpunkt als Hilfspunkt setzen lassen. Das funktioniert auch mit den Schnittpunkten zweier Kreise beziehungsweise eines Kreises und einer Geraden. Ungeschickt fällt die Funktion aus, die zwei Tangenten an einen Kreis legt: Beim Konstruieren zeigt Megapaint die voraussichtlichen Schnittpunkte nicht an. Da bedarf es schon einer gehörigen Portion Augenmaß, um das Ergebnis richtig vorherzusehen. Leider ist es auch immer noch nicht möglich, einzelne Hilfspunkte zu löschen. Bisher gilt »alles oder nichts«. Es ist nur eine selektierte Anzeige der Punkte vorgesehen. Bestehende Objekte dürfen Sie beim Legen der Punkte auch nicht verwenden.

Die Dokumentationen der Neuerungen finden sich leider nicht im Handbuch, sondern nur in einer Readme-Datei auf der Diskette. Insgesamt erhielt das Handbuch seit der Version 2.3 keine Überarbeitung mehr. Bei den knackigen Update-Preisen der Berliner ist das eigentlich nicht angebracht. Megapaint II Professional 4.0 ST gibt es in zwei Versionen: Die Bookware-Edition kostet 299 Mark und integriert ein Handbuch im Taschenbuchformat. Die Plusversion bietet einen edleren Ringordner und sechs Zusatzdisketten: vier Fontdisks mit etwa 70 Vektorschriften von guter Qualität, ein Modul zum Importieren und Exportieren von GEM-Metafiles sowie ein Modul zur Verwendung von Accessories. Hierfür sind 799 Mark zu berappen. Update-Interessenten sind mit 149 beziehungsweise 399 Mark »Treuepreis« dabei. Eine bedenkliche Politik, schließlich kosteten die Vorgängerversion neu dasselbe wie jetzt die Version 4.0.

Insgesamt bietet die Version 4.0 einige sinnvolle Verbesserungen, wunschlos glücklich macht sie aber sicher noch nicht. Es gilt noch einige Schwachpunkte auszumerzen. Aber Tommy-Software will sich wohl Entwicklungen für die Version 5.0 freihalten. Ob der Umstieg angesichts der nicht allzu bedeutsamen Änderungen sein Geld wert ist, bleibt für ST-Anwender eine schwierige Frage. Für TT-Besitzer gibt es da allerdings kein Nachdenken, hier ist der Einstieg in jedem Fall empfehlenswert. (wk)

WERTUNG

Programm: Megapaint 4.0
Hersteller: Tommy-Software
Preis: 299 beziehungsweise 799 Mark

Stärken: Neue Hilfspunkte □ TT-und Großbildschirm-Module integriert □ erweiterter Textimport

Schwächen: Schlechter Zeilenumbruch □ Dokumentation nur auf Diskette □ kein Löschen einzelner Hilfspunkte

Fazit: In erster Linie für TT-Besitzer interessant

Bild 2. Der Zeilenumbruch mitten im Wort ist eine mittlere Katastrophe

Marc Kowalsky
Aus: TOS 10 / 1991, Seite 32

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