Outside: Virtuelle Speicherverwaltung für den TT

Bild 1. 45 MByte TT-RAM hat auch nicht jeder

RAM - man hat eigentlich immer zu wenig davon. Wer mehr möchte, zahlt viel Geld und stößt doch an Grenzen. Oder er kauft sich »Outside« und lacht sich ins Fäustchen. Denn mit einer großen Festplatte gibt es keine RAM-Grenzen mehr.

Des Rätsels Lösung heißt »virtuelle Speicherverwaltung« und kommt von Maxon. »Outside« klinkt sich in das Betriebssystem des TT ein und sorgt dafür, daß laufende Programme, die Speicher aus dem TT-RAM verwenden, bei Bedarf große Datenmengen auf eingerichteten Massenspeicher auslagern. Normalerweise sind das schnelle Festplatten, aber auch Wechselplatten und sogar optische Laufwerke sind dazu geeignet. Die Massenspeicher müssen lediglich über den SCSI-Port angeschlossen sein.

Das Konzept der virtuellen Speicherverwaltung orientiert sich an den 32 KByte großen »Speicherseiten« des TT-RAM. Theoretisch wäre es optimal, wenn man nun genau die Speicherseiten auslagern könnte, die das Programm in der nächsten Zeit nicht mehr gebraucht. Das geht natürlich nicht. Machbar ist hingegen das »First In First Out«-Prinzip. Dieses lagert die Speicherblöcke aus, die schon am längsten im RAM stecken. Leider entspricht das keineswegs immer den Bereichen, die man nicht mehr braucht, eher im Gegenteil. Also verwendet Outside das »Second Chance«-Verfahren. Dabei kontrolliert es, ob ein Speicherblock mit hoher Verweildauer im RAM schon wieder angesprochen wurde, und ordnet die Blöcke in einer Liste. Oben stehen die Blöcke mit großer Verweildauer, die das Anwendungsprogramm schon lange nicht mehr angesprochen hat. Diese Blöcke lagert Outside aus und erwischt damit meist die Bereiche, die man nicht benötigt.

Um die virtuelle Speicherverwaltung zu installieren, startet man lediglich das Programm »Outconf«, wählt eine Partition, auf der genügend Platz frei ist, und bestimmt die maximale Größe des Speichers. Die gewählte Partition muß nicht leer sein, es dürfen sich durchaus schon Daten darauf befinden. Ist die Partition allerdings als »Swap Partition« angemeldet, lassen sich dort solange keine Daten mehr normal schreiben, wie Outside aktiv ist. Lesen der Daten funktioniert aber zu jedem Zeitpunkt. Ohne Outside haben Sie normalen Zugriff auf die Partition. Outside verwaltet bis zu 128 MByte als virtuellen Speicher, entsprechend freie Kapazitäten auf dem Massenspeicher vorausgesetzt. Sind auf einer Swap-Partition nur noch 40 MByte frei, steht eben nicht mehr zur Verfügung.

Bild 2. Makefast holt Programme ins TT-RAM

Durch geschickte Programmierung und Überwachung der PMMU im TT teilt Outside der laufenden Applikation mit, daß eine entsprechend große Menge Speicher zur Verfügung steht. Spricht das Programm den Speicherbereich an, der außerhalb des echten TT-RAM liegt, dann erzeugt die PMMU normalerweise eine Fehlermeldung. Outside fängt diese Meldung ab und lagert die entsprechenden Daten auf dem Massenspeicher aus. Spricht die Anwendung die Daten wieder an, kommen sie auf dem umgekehrten Weg in den Computer zurück. Das funktioniert aber eben nur mit Daten, die eigentlich im TT-RAM liegen. Für das ST-RAM und dementsprechend auch auf allen STs funktioniert Outside deshalb nicht. TT-Besitzer können sich freuen: Endlich gibt es auch mal ein Programm nur für »ihren« Computer.

Damit Sie bei möglichst vielen Programmen in den Genuß der virtueilen Speicherverwaltung kommen, müssen Sie dafür sorgen, daß diese Programme auch im TT-RAM laufen oder zumindest Speicherplatz daraus anfordern. Dazu dient das »Fast-Load-Flag«, das beim entsprechenden Programmstart gesetzt sein muß. Ist das vom Programm selbst nicht vorgesehen, dann hilft vielleicht das bei Outside mitgelieferte »Makefast« weiter. Die Verwendung von Makefast ist übrigens nicht an Outside gebunden, sondern erweist sich auch sonst als nützlich. Makefast bietet erschiedene Einstellungen, um ein Programm in das TT-RAM zu laden oder ihm nur Speicher aus dem TT-RAM zuzuordnen. Je nachdem, wieweit das Programm an den TT angepaßt ist, sind unterschiedliche Einstellungen sinnvoll. Makefast verändert gemäß der Einstellung den Header des jeweiligen Programms, so daß es sich beim nächsten Start direkt ins TT-RAM kopiert.

In der Praxis arbeitet Outside hervorragend. Besonders in DTP- und EBV-Anwendungen dürfte Outside schnell zur Grundausstattung auf dem TT gehören, denn Bildgrößen von mehreren MByte sind hier an der Tagesordnung. Outside schiebt sich auch vor die virtuellen Speicherverwaltungen der Anwenderprogramme und arbeitet, zumindest bei »Calamus« und »Cranach«, wohl auch effektiver als die eingebauten Varianten. Besonders interessant wird die Angelegenheit, wenn man Outside in Verbindung mit »MultiGEM« einsetzt. Es ist angenehm, mehrere Applikationen parallel mit viel Speicher zu fahren. Und die Geschwindigkeit bei der Arbeit ist sehr hoch. Man merkt kaum, daß die Sachen ausgelagert sind. Voraussetzung ist natürlich ein möglichst schneller Massenspeicher.

Stellt sich zum Schluß die Frage nach der Zielgruppe. Die ist klar auszumachen: TT-Anwender, die mit großen Dateien umgehen oder viele Applikationen gleichzeitig verwenden wollen (DTP, EBV, CAD). Andere Leute brauchen das Programm nicht. Mit einem Preis von nur 99 Mark ist Outside spottbillig und seiner angestrebten Zielgruppe uneingeschränkt zu empfehlen. (wk)

Maxon Computer, Schwalbacher Str. 52, 6236 Eschborn

WERTUNG

Name: Outside
Hersteller: Maxis
Preis: 99 Mark

Stärken: Virtuelle Speicherverwaltung bis 128 MByte □ sehr schnell □ Hilfsprogramme im Lieferumfang

Schwächen: Originaldisk muß bei OUTCONF.PRG immer im Laufwerk liegen

Fazit: TT-Besitzern, die mit großen Dateien umgehen, sehr zu empfehlen


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 10 / 1991, Seite 46

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