Zur Weihnachtszeit: Knecht Ruprechts Bitparade - Software unter 200 Mark

Von Kai Schwirzke und Wolfgang Klemme

Suchen Sie noch ein passendes Weihnachtsgeschenk für Ihren Atari-begeisterten Enkel, oder wissen noch nicht so recht, was Sie sich von Ihrer Großtante in Gelsenkirchen wünschen sollen? Dann stöbern Sie in unserem umfangreichen Software-Weihnachtsmarkt! Wir stellen Ihnen eine reiche Auswahl an Programmen unter 200 Mark vor.

Gelungene Geschenke, weil einerseits nützlich und andererseits meist preiswert zu haben, sind Programme aus der großen Schar der Utilities und Accessories. Für 159 Mark steht Ihnen zum Beispiel der dienstbare Geist »Harlekin II« aus dem Hause Maxon zur Seite (TOS 10/91). Dieses leistungsfähige Accessory vereint in sich so praktische Funktionen wie Terminkalender, Text-Editor, RAM-Disk, Terminal Tool, Monitor, flexible Datei-Verwaltung und vieles mehr. Harlekin II läßt sich von beinahe jeder Anwendung aus per Maus oder Tastaturkommando aufrufen. Mögen Sie es eher englisch gediegen, greifen Sie zu »Mortimer Plus«, Omikrons treuem Software-Butler (TOS 3/91). Ähnlich wie Harlekin II stellt auch Mortimer eine beachtliche Anzahl an Hilfsprogrammen zur Verfügung. Vom Virendetektor bis hin zum Texteditor und Snapshot-Utility geht Ihnen Mortimer Plus beim täglichen Computern treu zur Hand. Für die einmalige Zahlung von 129 Mark besitzen Sie mit Mortimer einen stets verfügbaren und zudem unkündbaren Hausdiener.

Gälte es, den »Großen Preis für Geschwindigkeits-optmierte Grafikroutinen« zu verleihen, die im Atari GEM vorhandenen Exemplare erhalten höchstens ein Trostpflaster. Ernsthafter Kandidat für den Hauptgewinn ist dagegen das »NVDI« (New Virtual Device Interface) von Bela Computer (TOS 5/91). NVDI klinkt sich nach dem Start in das ST-Betriebssystem ein und ersetzt dort einen Großteil der Bildschirmroutinen. Derart getuned erreicht Ihr ST Performance-Werte im Bereich von 300% im Vergleich zu einem ST ohne NVDI. Wer NVDI einmal in Aktion erlebt hat, möchte es so schnell nicht mehr missen. Weiterer Pluspunkt neben der hohen Verträglichkeit zu anderen Programmen: die im Kaufpreis von 99 Mark enthaltene Grafik-Betriebssystem-Erweiterung GDOS.

Mit doppeltem Edelgas für Ihre Festplatte lockt das Lieferprogramm der Hamburger Scilab GmbH. Für je 89 Mark erhalten Sie »Crypton« und »Argon« (TOS 9/91), wobei die Crypton Harddisk Utilities die verantwortungsvolle Aufgabe der Harddisk-Optimierung sowie des File-Restores übernehmen.

Argon ergänzt Crypton um die Funktion eines leistungsfähigen Back-Up Programms, das aufgrund einer speziellen Verify-Routine durch hohe Datensicherheit glänzt. Auf Wunsch komprimiert das File-orientiert arbeitende Argon die zu archivierenden Daten und ermöglicht so ein sparsames Haushalten mit Disketten.

Finden auch Sie die im Betriebssystem eingebaute Routine zum Kopieren von Disketten und einzelnen Files unerträglich langsam? Dann sind Sie ein sicherer Kandidat für den »Fast Filemover« der First GbR. Der Fast Filemover kombiniert die Vorteile eines Fileorientierten Kopierprogramms (hohe Sicherheit) mit der Geschwindigkeit Sektor-orientierter Software. Über eine bequeme Benutzeroberfläche kopieren Sie einzelne oder mehrere Files bis hin zu kompletten Disketten oder Partitionen in Windeseile. Für 59 Mark ist dieses als *.PRG oder *.ACC lauffähiges Utility ein heißer Tip für den Gabentisch.

Beim ICP-Verlag erhältlich ist das schnelle Diskettenkopierprogramm »Fastcopy III Pro« von Martin Backschat. Neben der Fähigkeit, sogar HD-Disketten flugs zu kopieren und zu formatieren, vereint Fcopy III Pro auch noch die Vorteile eines Diskettenmonitors und Festplattenstreamers unter einem Software-Dach. Mit 89 Mark erledigen Sie so beinahe alle im Zusammenhang mit Massenspeichern auftretenden Arbeiten im Nu. Fcopy III Pro ist übrigens der ideale Partner für den flotten Fast Filemover.

Einen patenten Helfer für die Haushalts- und Finanzplanung finden Sie in »Saldo II«. Dieses auch für Einsteiger leicht beherrschbare Haushaltsprogramm eignet sich mit seiner Funktionsvielfalt sogar für gehobene Ansprüche (TOS 12(91). So sortieren Sie auf Wunsch bereits vorgenommene Buchungen nach Art und Datum (z.B. alle im Dezember erworbenen Marzipansüßspeisen...), und sichern Ihre Ausgabenpolitik durch ein Paßwort vor den Blicken unbefugter Neugieriger. Saldo erlaubt die Angabe von drei Steuerkennziffern, so daß Ihre nächste Umsatzsteuer-Voranmeldung zum Kinderspiel gerät. Den Kaufpreis von 79 Mark haben Sie sicherlich in Kürze wieder eingespart.

Wer einen preiswerten Einsteig in die große Welt der Business-Software sucht, ist mit »Mastercalc 1.1« des Münchner Markt und Technik Verlags gut bedient (TOS 7/91). Für 89 Mark bietet die als »Bookware« (Buch + Software) vertriebene Tabellenkalkulation eine gelungene Einführung in dieses Metier. Neben dem verständlich formulierten Buch, vermag Mastercalc 1.1 auch durch seinen schnellen und präzisen Rechenteil zu überzeugen. Gekonnte grafische Darstellung statistischer Werte und deren Berechnung ist die Domäne von »STAN Plus«, einem Produkt der Software und EDV-Beratung Weber (TOS 8/91). Trotz etwas hakeliger Benutzerführung glänzt STAN Plus durch zahlreiche Funktionen, mit der die grafische Aufbereitung an sich trockener Materie flott von der Hand geht. Der günstige Preis von 69 Mark ist eine weitere Empfehlung für dieses gelungene Programm.

Mit etwas Glück müssen Sie lediglich 100 bis 200 Mark für die vom PC her bestens bekannte Textverarbeitung »WordPerfect« berappen (TOS 4/91). Das im Vertrieb von Atari erhältliche Programm begeistert durch einen schier unglaublichen Funktionsumfang, gehört allerdings hinsichtlich der Verarbeitungsgeschwindigkeit eher zu den gemütlichen Gesellen der Textverarbeiter. Auch Einbindung von Grafiken und die Verwendung von Grafikfonts beherrscht WordPerfect nicht. Dennoch: angesichts des günstigen Preises ein interessantes Angebot.

»Write On« nennt sich der kleine Bruder von Compos Zugpferd »That's Write« (TOS 4/91). Für 148 Mark bietet Write On einen für die untere Mittelklasse typischen Funktionsumfang. Zu seinen Stärken gehören die sehr flexiblen Absatz- und Seitenlayouts sowie die Verwendung von grafischen Zeichensätzen. Auch WYSIWYG und Grafikeinbindung sind für Write On keine Fremdworte. Lediglich bei Serienbriefen und der Verwaltung von Fußnoten muß Compos kleinster Sproß passen. Fazit: in jedem Falle »preis-wert«.

Keine Textverarbeitung im eigentlichen Sinne ist der Oldie but Goldie »Tempus« von CCD. Dieser wieselflinke Editor bietet zwar nur eingeschränkte Textverarbeitungsfeatures, empfiehlt sich aber aufgrund seiner enormen Arbeitschwindigkeit zur Vorbereitung von DTP-Texten oder für Programmlistings. Das 129 Mark teure Tempus steht nach wie vor beinahe konkurrenzlos auf weiter Flur. Einzige Ausnahme: Das um 40 Mark teurere »Edison« von Kniss-Soft vermag Tempus in einigen Disziplinen das Feld streitig zu machen (TOS 4/91).

Geht es Ihnen auch gelegentlich so: Sie sitzen vor Ihrer Textverarbeitung und möchten kurz eine erläuternde Grafik in den Text ein fügen. Leider verfügt Ihre Textverarbeitung aber über keine eingebauten Zeichenfunktionen, so daß Sie das Programm verlassen und Ihr Lieblingszeichenprogramm hervorkramen müssen. Eine umständliche Prozedur, die wohl schon so manchen von der Illustration seiner schriftlichen Ausarbeitungen abgehalten hat. Für Abhilfe sorgt hier »Piccolo«, das kleine Zeichenprogramm aus dem Hause Application Systems Heidelberg (TOS 9/91). Das auch als Accessory lauffähige Programm beherrscht alle Grundfunktionen und hat darüber hinaus noch einiges mehr zu bieten. Piccolo verwaltet bis zu zwanzig Bilder gleichzeitig und arbeitet in allen Standard-Monochrom-Auflösungen. Mit 99 Mark eine günstige Erweiterung der Softwaresammlung.

Ebenfalls ein nützliches Helferlein ist die »Elfe« aus Omikrons Gefilden (TOS 9/91). »Script 2«-Benutzer haben mit der zarten Dame bereits in Form der dort eingebauten Rechtschreibhilfe Bekanntschaft geschlossen. Losgelöst als Accessory hilft das Fabelwesen nun auch anderen Vielschreibern bei der Vervollkommnung ihrer Rechtschreibung. Elfe arbeitet ausschließlich online, also während des Tippens, eine nachträgliche Korrektur des Textes ist nicht möglich. Dafür läßt sich die Elfe für 9! Mark aber auch zur Mitarbeit bei Datenbanken oder Tabellenkalkulationen überreden.

Wer zu den begeisterten Benutzern von Tastatemakros gehört, diese aber in seinen Anwendungs-Programmen schmerzlich vermißt, freut sich sicherlich über das »Co-dekeys«-Utility der amerikanischen Firma CodeHead (TOS 8/ 91). Mit ihm zeichnen Sie alle Mausbewegungen, Mausklicks sowie Tastaturkombinationen auf und rufen Sie später als handliches Makro wieder ab. Für 99 Mark eine praktische Sache.

Argon: leistungsfähige Backup-Software bringt Sicherheit
Harlekin II: Multitalent im Accessory-Gewand

Streßgeplagte Mathematik-Leistungskursschüler schreiben sicherlich »Zenon« ganz oben auf ihren Wunschzettel (TOS 7/91). Für 99 Mark übernimmt dieses Programm die lästigen und rechenintensiven Kurvendiskussionen. Dieser Retter aller Oberstufenschüler erblickte das Licht der Datenwelt im Softwarehaus Heureka (zu deutsch sinnigerweise: Ich hab’s!). Das Gespann »Notebook ST / Zenon« verspricht, sich für kommende Mathe-Klausuren zu einem brisanten Gespann zu entwickeln.

Der Heim-Verlag bietet mit »Chemplot 2.0« ein nützliches Hilfsmittel für das lästige Zeichnen von chemischen Strukturformeln an. Leistungskursler und Chemiestudenten sind bestimmt dankbare Abnehmer für das nur 148 Mark teure, sehr umfassende Programm (TOS 7/91). Gelungene Präsentationsgrafiken und Diashows entwerfen Sie mit »Showtime Pro«. Über 40 verschiedene Überblendeffekte stellt Ihnen Showtime zur optimalen Darbietung Ihres Bildmaterials zur Verfügung. Um auch die klangliche Komponente nicht zu kurz kommen zu lassen, versteht das Programm den Umgang mit X32 Dateien, wie sie z.B. die »Soundmachine II« von Tommy Software unterstützt. Lernsequenzen einfacherer Art realisieren Sie mit dem 99 Mark teuren »Showtime Plus«, da es über eine interaktive Tastaturabfrage verfügt. Konsequenterweise implementierten die Programmierer bei Wohlfartstätter und Ohst EDV GbR ebenfalls eine Funktion für Laufschrift.

Verspielte Naturen begeistern sich gewiß für Meinolf Schneiders Grübel-Klassiker »Oxyd« und »OXYD 2«. Level für Level müssen Sie hier mit Ihrer Kugel Steine mit gleichen Symbolen aufdecken. Das Memory-Prinzip möbelte der Autor mit vielen Gags wie z.B. gemeinen Verfolger-Killer-Kugeln oder plötzlich einbrechendem, vereistem Untergrund auf. Die Diskette mit Oxyd kostet 5 Mark. Wollen Sie mehr als nur die ersten Level lösen, benötigen Sie ein Handbuch, das die Geheimcodes für die höheren Level verrät. Dieses Handbuch ist für 50 Mark erhältlich. Oxyd verspricht langanhaltenden Spielspaß bei toller Grafik und digitalem Ohrenschmaus.

Für 99 Mark bietet der 24-Spur-Sequenzer »1st Track« von Geerdes Midisystems einen gelungenen Einstieg in die Welt der MIDI-Musik. Damit Sie zu Beginn Ihrer musikalischen Karriere nicht nur auf Ihre eigene Eingebung angewiesen sind, bietet Geerdes eine umfangreiche Song-Sammlung unter dem Titel »The Midimix Collection« an. Der Preis pro Titel beträgt 25 Mark. Für 50 Mark gibt es allerdings ein Schnupperpaket bestehend aus fünf Titeln dieser Kollektion.

Tempus: immer noch der Altmeister unter den Editoren
Mastercalc: günstiger Tabellenrechner für den Einsteiger

Ebenfalls 99 Mark kostet Steinbergs kleinster Sequenzer. »Twelve« nennt sich der Zwölfspurrekorder, der der direkten Nachkommenschaft des bekannten »TwentyFour 3.0« entspringt. Der Einsteiger findet hier ausreichenden Spielraum für erste musikalische Gehversuche, obwohl Twelve dem kleinen Cubase-Clone »Cubyte«, das momentan nur in Verbindung mit dem Happy Music Pack erhältlich ist (TOS 12/91), nicht ganz das Wasser reichen kann.

Nicht auf einen externen MIDI-Klangerzeuger angewiesen ist die »Mix Machine« von Markt und Technik. Sie hilft dem schwachbrüstigen Atari Soundchip durch die Verwendung eigener Sample-Abspielroutinen auf die Beine. Mit der Mix Machine erledigen Sie alle Aufgaben vom Aufnehmen eines 8-Bit-Samples über dessen Nachbearbeitung bis hin zum Arrangement eines vierstimmigen Songs in einem Rutsch.

Für Besitzer von 1200 bzw. 2400 Baud Modems und Akustikkopplern ist das Programm »MultiTerm Pro« von TKR eine interessante Anschaffung. Erlaubt es doch die Teilnahme am BTX-Service der Telekom im Farb- oder Monochrombetrieb. STE Besitzer kommen sogar in den Genuß der vollen BTX-Farbenpracht. Für 158 Mark hat dieser BTX-Decoder eine ganze Menge zu bieten. Damit beenden wir unseren Rundgang über den Software-Weihnachtsmarkt und hoffen, daß Sie die eine oder andere Anregung für den diesjährigen Gabentisch gefunden haben.

Zum Schluß noch eine kleiner Hinweis für das zeitgemäße Weihnachtsfest: Wundern Sie sich nicht, wenn Sie den einen oder anderen Wunschzettel mit dem obligatorischen »Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir...« als ASCII-Datei auf 3.5-Zoll-Diskette erhalten. (wk)



Aus: TOS 12 / 1991, Seite 20

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