Sie sind ungeheuer »in«: Tragbare Spielekonsolen wie Game Boy und Game Gear machen manchem Spiele-Computer Konkurrenz und vor allem jede Menge Spaß.
Ehre, wem Ehre gebührt: Der Game Boy von Nintendo gab den Startschuß für den Boom der tragbaren Videospiel-Konsolen. Auf den ersten Blick gibt das weiße Kästchen im Hosentaschen-Format nicht viel her. Die farblose Grau-in-grau-Grafik und das technisch wenig aufwendige LC-Display haben ihre Nachteile: Ohne gute Lichtverhältnisse werden viele Game-Boy-Spiele zur Qual; als Faustregel gilt »je schummriger, desto übler«. Daß die sehr kompakte Handheld-Konsole dennoch zum weltweiten Marktführer in diesem Bereich wurde, hat seine guten Gründe. Der Game Boy war nicht nur als erster da, sondern bestach stets durch einen sehr günstigen Preis von ca. 160 Mark. Neben der Konsole wird ein Zwei-Spieler-Verbindungskabel, ein (primitiver) Kopfhörer sowie das höchst geniale Puzzlespiel »Tetris« mitgeliefert. Der Dauerspieler registriert außerdem dankbar, daß das Schwarzweiß-Display einen sehr bescheidenen Appetit auf frische Batterien hat. Tetris ist nicht umsonst selbst von einem ehrwürdigen Nachrichtenmagazin wie dem »Spiegel« als »ideale Einstiegsdroge« bezeichnet worden. Dieses höchst fesselnde Tüftelspiel sucht man auf Game Gear und Lynx vergeblich; es gibt nicht wenige Zeitgenossen, die sich den Game Boy nur zum Tetris-Spielen gekauft haben. Und bei der gewaltigen Auswahl an Modulen (viele sind allerdings nur als USA-Importe mit englischer Anleitung erhältlich) sind einige Perlen dabei, die trotz der durchwachsenen Grafik Spaß machen. Ein Jump-and-Run-Spiel wie »Super Mario Land« oder eine so hochkarätige Sportsimulation wie »Tennis« suchte man auf Game Gear und Lynx bislang vergebens. Es gibt mittlerweile auch einige Schrottmodule für den Game Boy, aber wer selektiv kauft, entdeckt genug Spitzentitel.
Der Nachzügler im Handheld-Trio ist der Game Gear des japanischen Elektronikriesen Sega, der sich bereits durch Spielhallen-Automaten und Videospiel-Systeme wie dem Mega Drive einen Namen gemacht hat. Diese Konsole hat sowohl optisch als auch technisch mehr Ähnlichkeiten mit dem neuen Lynx als mit dem Game Boy. Segas Game Gear hat einen Farbbildschirm, kann 32 Farben gleichzeitig darstellen und bietet ähnliche Ausmaße wie das Lynx 2. Technische Delikatessen wie ein Zoom-Chip wurden dem System nicht spendiert; mit knapp 300 Mark ist die unverbindliche Preisempfehlung zudem nicht von Pappe. Das Game Gear ist ein junges System, für das momentan relativ wenig Spiele erhältlich sind. Doch ähnlich wie der Game Boy wird es von mehr unabhängigen Software-Entwicklern unterstützt als das Lynx. Für das Game Gear erscheinen neben namhaften Sega-Eigenentwicklungen wie »Out Run«, »Mickey Mouse« oder »Shinobi« auch Fremdanbieter-Titel wie z.B. U.S. Golds »Word Class Leader Board«. Im Moment kann das Lynx problemlos mithalten, was das Softwareangebot angeht. Im Lauf des Jahres 1992 könnte der Game Gear allerdings vorbeiziehen, zumal auch amerikanische und japanische Import-Module problemlos auf den europäischen Grundgeräten laufen. (ah)