Die Kurve gekratzt: Convector Zwei, Autotracer mit Bézierkurven von Shift

Seit einiger Zeit gibt es eine Reihe von Vektorisierungsprogrammen auf dem Markt« Allerdings arbeiten diese Tool meist nur mit einfachen Linienzügen« Wesentlich bessere Ergebnisse liefert die Berechnung von Bézierkurven, so wie es das neue »Convector Zwei« macht.

Wer mit Raster- und Vektorgrafiken umgeht, benötigt unbedingt eine einfache Konvertierung. Vom Vektor zum Raster ist das kein großes Problem. Umgekehrt sieht die Sache dagegen schon schwieriger aus. Seit einiger Zeit feiern deshalb entsprechende Autotracer Erfolge beim Anwender. Allerdings hängt die Genauigkeit der Vektorisierung und damit die Brauchbarkeit der erzeugten Vektorgrafik von der Art der verwendeten Zeichenfunktionen ab. Die besten Ergebnisse erzielen Tracer, die auch mit Bézierkurven arbeiten.

Bild 1. Ein aufgeräumter Desktop mit einer stark erweiterten Fileselector-Box

»Convector Zwei« läuft als eigenständiges Programm oder als Accessory. Die Zusammenarbeit mit den Grafikprogrammen »Arabesque« von Shift und »MegaPaint« von Tommy Software klappt sogar besonders gut, da man hier direkt Teile der Zeichenfläche vektorisie-ren kann. Das Programm selber ist leicht zu bedienen. Die Dialogboxen sind voll tastaturgesteuert und frei verschiebbar.

Als Ausgangsmaterial für die Vektorisierung dienen Rastergrafiken in diversen ST- und PC-Grafikformaten. Diese Grafiken lassen sich mit verschiedenen Funktionen für eine gute Vektorisierung vorbereiten. Dazu zählen ein Störungs-Filter, um Pixel-Verschmutzungen eines Scans auszublenden, Glättungs-Funktionen gegen extreme Treppeneffekte in einer Rastergrafik sowie das Konturieren, Invertieren und Skalieren der Grafik.

In fünf Stufen bestimmen Sie dann die Genauigkeit der Vektorisierung. Damit ist der maximal zulässige Abstand zwischen Vorlage und Vektorlinie definiert. Bei guten Vorlagen ohne große Treppensprünge liefert eine »feine« Einstellung sehr gute Ergebnisse. Bei schlechten und stark ausgefransten Vorlagen empfiehlt sich dagegen die Einstellung »grob«. Eine »Auto«-Funktion versucht die jeweils bestmögliche Einstellung zu finden. Mit etwas Erfahrung kommt man aber schneller per manueller Vorwahl zum Erfolg. Immerhin, für Einsteiger eine praktische Sache. Wer sich genauer auskennt, der greift lieber zu den Schiebereglern und stellt die Genauigkeit der Parameter unter »Feineinstellung« selber ein. Noch ein Tip: Die Funktionen »Ecken korrigieren« und »Bézierkurven erstellen« sollten Sie immer einschalten. Ohne sie geht die Vektorisierung zwar etwas flotter, aber die Qualität ist mit den eingeschalteten Funktionen wesentlich besser.

Bild 2. Wem diese Ergaben noch nicht genügen, der erreicht über »Feineinstellungen« weitere Parameter

Die Suppenterrine hat Convector Zwei keine Schwierigkeiten bereitet, ganz im Gegensatz zu manch anderem Vektorisierer, der mit dem Suppentopf nicht fertig wurde. Auch die benötigte Zeit ist vertretbar. Sie lag bei gut acht Minuten auf einem Mega ST. Auf dem TT geht die Sache dank einer speziellen Programmversion flotter vonstatten. Ein besonderes Schmankerl bietet Convector Zwei für Schriftschaffende. Mittels einer Index-Funktion lassen sich nämlich eine Reihe von Vektorbildern markieren, mit einem zugehörigen ASCII-Code versehen und anschließend sichern. Ganz besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die »Outline«-Funktion/ mit der sich verschiedene Vektorobjekte zu einer Einheit zusammenfassen lassen. Beispielsweise besteht ein O nach dem Vektorisieren ja aus zwei unabhängigen Kreisen.

Per »Outline« verwandeln Sie diese beiden Objekte wieder in einen Buchstaben.

Leider ist es nicht möglich, die Vektorobjekte in Convector nachzubearbeiten. Lediglich die Anzeige in verschiedenen Vergrößerungen ist vorgesehen. Vorteilhaft erscheint mir hier aber das Zurückverwandeln in eine Rastergrafik. So hat man mit Convector auch ein ausgezeichnetes Tool zum qualitativ hochwertigen Vergrößern und Verkleinern von Rastergrafiken. Der Weg über eine Vektorisierung ist zwar etwas umständlich, aber die Ergebnisse sind sehr gut. Insgesamt hat Convector Zwei derzeit wohl die Nase vorn in Sachen Vektorisierung. Dazu zählt nicht nur die Qualität der Vektorisierung sondern auch das gesamte Handling des Programms. Positiv fallen dabei noch ins Gewicht: der Aufruf externer Programme direkt aus Convector Zwei oder die mächtige Fileselector-Box. (wk)

Shift, Kompagniestr. 13,2390 Flensburg

WERTUNG

Name: Convector Zwei
Preis: 328 Mark
Hersteller: Shift

Stärken: einfaches Handling □ viele Formate □ schafft auch sehr umfangreiche Objekte □ spezielle TT-Version

Schwächen: Objekte nicht direkt nachzubearbeiten

Fazit: Wer vektorisiert, der sollte Convector Zwei haben


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 05 / 1992, Seite 54

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