Steinbergs SCSI-Board für »Avalon«: Der rote Sausewind

Bereits vor einiger Zeit kündigte Steinberg ein SCSI-Interface für die schnelle Übertragung von Sample-Daten an. Jetzt ist der Tempo-Macher endlich da.

SCSI macht Samples Beine

Wer schon einmal Samples per MIDI an seinen Computer gesendet hat, weiß sicherlich um den enormen Zeitaufwand dieser Aktion, nimmt doch die Übertragung eines zweisekündigen 44-kHz-Mono-Samples in 16-Bit-Qualität mindestens 45 Sekunden in Anspruch. Bedenkt man nun, daß in der Regel verschiedene Samples mehrmals zwischen Computer und Sampler hin- und herwandern, läßt sich leicht vorstellen, wieviel Zeit nutzlos vergeht.

Rettung in der Not verspricht hier die Umleitung des MIDI-Datenverkehrs über SCSI (Small Computer Systems Interface). Der sich hieraus ergebende Geschwindigkeitsvorteil liegt ca. bei Faktor 150-200. Für ST-Besitzer hat diese Umleitung allerdings einen entscheidenden Haken, schließlich müssen sie auf diese genormte Schnittstelle verzichten. Die Lösung ist ein entsprechendes Interface, das neben dem DMA-Bus auch SCSI bietet.

Das Interface von Steinberg steckt in einem eigenen Gehäuse, die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil. Zum Anschluß verhindert Sie einfach das Board mit dem DMA-Port Ihres ST. Der DMA-Bus selbst ist durchgeschleift, um weitere Geräte wie Festplatten oder den Atari Laserdrucker anzuschließen. Die DMA-Adresse läßt sich per DlP-Schaltern einstellen, die bequem von außen zugänglich sind. Den Sampler verbinden Sie jetzt noch mit dem SCSI-Port und fertig.

In »Avalon« melden Sie anschließend Ihren Sampler als »SCSI-Device« an, und voilà, schon dürfen Sie sich an einer turbogeladenen Sample-Übertragung per SCSI-MIDI erfreuen. Momentan sind Treiber für den Akai S1000/S1100 oder einen Dynacord ADS vorhanden, weitere sollen folgen (z.B. Ensoniq EPS, Roland S770/550). Die Arbeit mit dem SCSI-Board ist eine feine Sache: Selbst der Transfer größerer Daten mengen im MByte-Bereich läßt sich in Sekundenschnelle bewerkstelligen. Besitzt man noch das Steinberg D/A-Board, gerät das Editieren zum kinderleichten Hochgenuß. Allerdings sind für ein derart ausgestattetes System dann auch etwa 2000 Mark zu berappen. Alleine das SCSI-Board schlägt dabei mit knapp 600 Mark zu Buche. Ein stolzer Preis, bei dem man sich wünscht, daß Steinberg bei seinen nächsten Software-Versionen noch mehr Nutzungen für dieses Interface ein baut. Beim Komplettsystem wird es eng am Arbeitsplatz, hat man doch dann zwei Interfaces mit eigenem Netzteil herumstehen. Benutzen Sie zusätzlich noch ein MIDEX, wird es noch enger. Doch einen echten Power-User schrecken solche Gedanken um das Ambiente sicherlich kaum ab, denn für ernsthafte Arbeit mit Avalon ist das SCSI-Board fast ein »Muß«. (wk)

TSI, Neustr 9 12, 5481 Valdorf

WERTUNG

Name: SCSI-Board
Preis: 590 Mark
Hersteller: Steinberg

Stärken: ultraschneller Datentransfer □ einfache Installation

Schwächen: externes Netzteil □ bei voll ausgebautem System starke Tendenz zum Kabelsalat

Fazit: War's einmal benutzt hat, gibt es nicht wieder heraus.


Kai Schwirzke
Aus: TOS 08 / 1992, Seite 72

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite