Wie schon »Videotext« zeigt, reizt die Bild- und Tonübertragung des Programms die technischen Möglichkeiten der Fernsehsender noch lange nicht aus. Der Privatsender Pro 7 sendet mit den normalen Signalen auch für den Computer bestimmte Daten. Wir unterzogen das »Channel Vi-deodat«-System einem ausführlichen Praxistest.
Der Empfang von Channel Videodat ist nur möglich, wenn Sie das Programm der privaten Fernsehstation Pro 7 empfangen können. Es ist aber egal, ob Sie die Sendungen dieses Kanals per Satellitenantenne, Kabel oder terrestrischer Antenne hereinbekommen.
Natürlich können Sie nicht einfach das Kabel von der Antenne an den Modulatoranschluß des STEs stöpseln. Sie benötigen ein Zusatzgerät, den Decoder mit der Bezeichnung VD 2000. Dieser wandelt das Videosignal mit den Computerdaten in einen seriellen Datenstrom um. Das etwa 17,5 x 15,5 x 5 cm (L x B x H) große Gehäuse verbinden Sie über das mitgelieferte Kabel mit einem geeigneten Fernsehgerät oder Videorecorder. Von dort gelangen die computertauglich aufbereiteten Signale mit 19200 Bit pro Sekunde zum Atari. Das erforderliche serielle Kabel gehört nicht zum Lieferumfang. Anhand der ausführlichen Beschreibungen im Handbuch kann man es aber leicht selbst anfertigen.
Dem Paket liegt neben dem Decoder und einigen Anschlußleitungen auch eine Diskette mit der erforderlichen Treibersoftware bei. Ein Installationsprogramm legt einen neuen Ordner auf einer beliebigen Festplattenpartition an und kopiert die etwa 74 KByte Software hinein. Darunter befindet sich auch die im ausgedruckten Zustand acht Seiten lange Anleitung. Schon der geringe Umfang zeigt, daß dieses »Handbuch« sehr knapp ausfällt. Die Dokumentation beschreibt die einzelnen Menüpunkte der Software nur sehr knapp. Als Hilfestellung bei Problemen sind die Blätter denkbar ungeeignet. Das Programm bietet aber einen Hilfemodus. Vor dem Ausführen eines Programmpunkts öffnet sich dann ein kleines Fenster, das mit wenigen Worten die jeweilige Funktion erklärt.
Nach dem Start der Treibersoftware ist die Anlage empfangsbereit. Was gerade über den Äther kommt, zeigt das sogenannte Status-Fenster. Alle 15 Minuten sendet Pro 7 einen Programmüberblick. Um bestimmte Sendungen aufzuzeichnen, also die empfangenen Daten auf Disk oder Festplatte zu speichern, selektieren Sie in dieser Liste alle interessanten Sparten. Natürlich muß zum Sendezeitpunkt das System online sein. Das bedeutet, sowohl der Computer als auch das Videogerät müssen eingeschaltet sein, was die Geräte nicht nur unnötig beansprucht, sondern auch unnötig Energie verbraucht. Sie sollten große GEM-Operationen während des Programm-Empfangs vermeiden, da der Pufferspeicher für empfangene Daten nur 32 KByte groß ist. Läuft der Speicher über, ist die restliche ordnungsgemäß empfangene Software unbrauchbar, da dann ein Teil der Programme fehlt.
Das Programm ist vollständig in GEM eingebunden. Da alle Ausgaben in Fenstern erfolgen, sollte die Software auch mit ungewöhnlichen Grafikmodi zurechtkommen. Wir konnten in Ermangelung eines MultiTOS aber nicht prüfen, ob das Programm auch im Hintergrund läuft.
Die Daten kommen mit den Fernsehsignalen ins Haus. So lassen sich die gewünschten Daten mit den »Nebenprodukten« Bild und Ton des Fernsehens mit einem Videorekorder aufnehmen. Wenn man schon einige Spielfilme des Senders Pro 7 archiviert hat, ist es sehr interessant, was sich noch an Programmen auf den Videokassetten befindet.
Für den Anwender stellt sich natürlich die Frage, wieviel der übermittelten Software für ihn geeignet ist. Für den Besitzer eines Ataris lautet die Antwort bestenfalls »wenig«. Computerbesitzer, die sich auch gerne durch Videotext arbeiten, finden sicherlich viele interessante Sachen, wie die Nachrichten des Deutschen Depeschendienstes ddp. Programme für Ataris sind aber nur wenig vertreten.
Die Programme, die für ST oder TT geeignet sind, kommen in komprimierter und selbstentpackender Form ins Haus. Sie kopieren die empfangene Datei einfach auf ein Laufwerk mit ausreichend Platz und starten sie dann. Meldet sich der Desktop wieder, liegt das Programm in lauffähiger Form vor.
Die allgemein zugänglichen ddp-Nachrichten kommen nur ein paarmal am Tag. Für Menschen, die aus beruflichem oder privatem Interesse ständig absolut up-to-date sein wollen, gibt es die Möglichkeit des ddp-Abos. Für 149 Mark pro Halbjahr empfangen Sie dann auf einer zweiten Sendeschiene täglich viele hundert Nachrichten ungefähr wie auf einem Fernschreiber. Dies erlaubt einen vielleicht etwas objektiveren, auf jeden Fall aber sehr viel schnelleren Zugriff auf Berichte aus aller Welt.
Das knapp 380 Mark teure Decoder-Paket ist der Einstieg in ein faszinierendes Medium. Technik-Fetischisten wird das unscheinbare Stück stark ansprechen. Für den Normal-Anwender ist aber schlicht zuwenig Interessantes dabei, (uh)
Bezugsquelle Pearl Agency, Am Kalischacht 4. 7845 Buggingen
Name: Channel Videodat VD 2000
Preis: 379,90 Mark
Anbieter: Pearl Agency
Stärken: Faszinierendes neues Medium □ akzeptabler Preis
Schwächen: Nur bei Empfang von Pro 7 nutzbar □ schlechte Dokumentation
Fazit: Der Channel Videodat-Decoder ist ein gutes Angebot für Technik-Freaks, die Anschaffung eines guten Modems sollte allerdings Vorrang haben.