Chagall - Bildverarbeitung auf neue Art

Nomen est Omen?

»Chagall« als Grafikprogramm zu bezeichnen ist schlichtweg eine Untertreibung. Vielmehr erhebt die neue Bildverarbeitung aus dem Hause »Trade It« den Anspruch, die Belange von Pixelmalern und Foto-Monteuren miteinander zu verbinden. Hundertprozentig in GEM eingebunden präsentiert sich »Chagall« mit einer ungewohnten, aber konzeptionell gut durchdachten Benutzeroberfläche. Sämtliche Dialoge, Werkzeugpaletten und Toolboxen liegen in Fenstern, die auf Wunsch im für Farbsysteme praktischen 3D-Look dargestellt sind. GEM-bedingte Einschränkungen wie Fensteranzahl und -handling beheben Sie durch das mitgelieferte PD-Tool »Winx V2.0«.

Prinzipiell verarbeitet Chagall alle gängigen Bildformate in einer Farbtiefe von einem Bit (Schwarzweiß) bis zu 24 Bit (True Color). Natürlich bindet das Programm alle Scanner mit GDPS-Treiber ein. Voraussetzung ist eine Mindestauflösung von 600x400 Bildpixeln mit mindestens einem, besser aber deutlich mehr MByte Speicher. Für's Farbige benötigen Sie also einen TT, Falcon oder eine Grafikkarte, aber auch im rein monochromen Betrieb hat der Bildermacher seinen sinnvollen Platz.

Neue Wege braucht das Bild, Chagall zeigt sie auf

Für das Malen neuer Grafiken oder das Nachbearbeiten eingescannter Bilder stehen unterschiedliche Werkzeuge wie Pinsel, Kreide oder Tuschestift zur Verfügung. Anstelle der bekannten Verknüpfungsmodi Deckend, Transparent etc. wählen Sie Werkzeuge wie Marker, Toner, Aufheller. Die Wirkung entspricht beispielsweise dem eines Textmarkers beim natürlichen Zeichnen. Sehr schöne Effekte erhalten Sie in Farbgrafiken mit dem Graustift, der betreffende Bildbereiche in Graustufen abwandelt. Interessant ist der Einsatz eines Undo-Stiftes. Damit restaurieren Sie Bildbereiche beim Übermalen nach der Vorlage des Undo-Puffers. Selbstverständlich steht Ihnen für jedes Zeichenwerkzeug die Wahl von Stiftform, -große und Intensität frei. Praktischerweise bedienen Sie die entsprechenden Toolfenster auch aus dem Hintergrund. Die Wahl der Zeichenfarbe nehmen Sie durch einen Mausklick direkt in der stufenlosen Färb- bzw. Musterpalette vor, ähnlich dem Aufnehmen von Farbe mit Pinsel und Palette bei der Staffel-Malerei.

Neben der herkömmlichen Werkzeugführung analog zur Mausbewegung haben die Programmierer eine Art Schablonenführung vorgesehen. Sie ziehen zuerst eine geometrische Grundform oder eine freie Kurve, gemischt aus Linien und Bezierkurven, auf. Anschließend läuft das Werkzeug den vorgegebenen Weg automatisch nach. Praktisch für das zitterfreie Nachzeichnen von Objektkonturen. Unverzichtbar für die Bildverarbeitung sind die Maskenfunktionen, in Chagall als Halbtonbild mit 256 Zwischenstufen angelegt. Zum Anlegen einer solchen Maske stehen Ihnen wiederum nahezu alle Werkzeuge zur Seite. Allerdings ist die Vorgehensweise, soweit schon beurteilbar, nicht immer ganz einfach und konsequent. Neben Spezialitäten wie Filter oder Gammakurven sind auch umfangreiche Blockoperationen vorgesehen, die aber in unserer Version noch nicht vollständig implementiert waren. Naturgemäß gibt diese Vorstellung nur einen kleinen Einblick in die reichhaltige Werkzeugkiste von Chagall. Bleibt auch bisher noch einiges anzunörgeln, wie z.B. der langsame und umständliche Bildaufbau oder diverse Kinderkrankheiten bei der Färb- und Werkzeugeinstellung, so scheinen sich trotzdem mit Chagall neue Maßstäbe in der Bildverarbeitung auf dem Atari anzubahnen, nicht zuletzt aufgrund der geplanten Modularität. Gemessen an dem leibhaftigen Namenspatron bleibt zu sagen: Nomen est Omen!

(A. Wischerhoff/wk)

Vertrieb: Trade it, Arheilger Weg 6, 6106 Roßdorf

TOS-INFO

Name: Chagall
Preis: Farbversion 699 Mark, Halbtonversion 399 Mark
Hersteller: Trade It



Aus: TOS 03 / 1993, Seite 22

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