← ST-Magazin 07 / 1991

Neue Emulatoren: AT-Kompatible

Betriebssysteme

Die Konkurrenz bei AT-Emulatoren spornt die Hersteller verstÀrkt zur Entwicklung neuer Konzepte an.

Die zĂ€hesten Geburtswehen aller Emulatorplatinen hat das »Delta-Modul« hinter sich. Bereits 1989 avisiert, sollte es ein Jahr spĂ€ter in Serie gehen. Die Demonstrationsplatine, eilig fĂŒr die Atari-Messe vorbereitet, ließ jedoch ahnen, daß bis zur Verkaufsversion ein weiteres Jahr ins Land gehen wĂŒrde. Das weiterhin unvollendete Vorhaben der Entwickler aus Hannover ist indes durchaus spektakulĂ€r: Mit dem »Omega«-Bausatz sollen alle VorzĂŒge eines IBM-kompatiblen AT im Betrieb mit einem Atari ST zum Tragen kommen.

Obwohl mittlerweile auch die Konkurrenz ihre Hausaufgaben gemacht hat und ihre Platinen mit 16 MHz Taktfrequenz ausstattet, gibt’s einiges, was aufs Delta-Modul gespannt macht. Dazu gehören u.a. zwei Zentralprozessoren: eine 80386SX-CPU und ein 68000er. Beide versorgen den ST mit 16 MHz, der eine im MS-DOS-Betrieb, der andere im Atari-Modus.

ZusĂ€tzlich verfĂŒgen sie ĂŒber einen von Beschleuniger-Boards wohlbekannten 16 KByte großen Cache-Speicher und ermöglichen damit noch schnelleren Datenzugriff. Ein 16-Bit-AT-Slot gewĂ€hrleistet zudem den Anschluß von PC-Erweiterungskarten.

Das endgĂŒltige Aus fĂŒr trickreiche Videoemulationen, die zuweilen unĂŒberbrĂŒckbare InkompatibilitĂ€ten bescherten. Ein VDI-Treiber erlaubt sogar, die Grafikmöglichkeiten einer VGA-Karte unter GEM zu nutzen. Die Hardwareerweiterung Autoswitch Overscan wird selbstverstĂ€ndlich auch im DOS-Modus unterstĂŒtzt.

Das Delta-Modul von Omega

Trotz ausreichender Verarbeitungsgeschwindigkeit rechtfertigen rechenintensive Anwendungen, z.B. CAD-Programme, durchaus den Einsatz von Arithmetikprozessoren. Voraussetzung dafĂŒr ist allerdings ein geeigneter Steckplatz.

Das Delta-Modul bietet deren gleich zwei: jeweils einen fĂŒr den Atari- (68881) und den Emulatorbetrieb (30387 SX). Derlei Extras haben natĂŒrlich ihren Preis: Rund 1200 Mark muß man derzeit noch fĂŒr die Platine anlegen. Die Auslieferung soll bereits im September beginnen. Bis dahin darf man von diesem Edelbausatz mit einem voraussichtlichen Norton-Faktor von 15.8 zumindest schon mal trĂ€umen.

Umsichtig plant Beta-Systems aus Frankfurt die AT-kompatible Zukunft: Alle Besitzer eines Supercharger können demnĂ€chst ihre bisherigen GerĂ€te unkompliziert auf den derzeit höchsten PC-Standard aufrĂŒsten.

Dazu gibt’s verschiedene Erweiterungsplatinen, die einfach und ohne Löten auf den vorhandenen NEC-V30-Sockel aufgesetzt werden.

Nach Einbau der Zusatzplatinen stehen weiterhin alle bekannten Features des Supercharger zur VerfĂŒgung: neben den Grafikemulationen CGA und Hercules u.a. die UnterstĂŒtzung von Protected-Mode-Software und ein Steckplatz fĂŒr den Coprozessor 8087. Mit Extended und Expanded Memory (LIM 4; entsprechende Emulatoren gehören nicht zum Lieferumfang) konnte der Leistungsumfang sogar erheblich gesteigert werden.

Drei Ausbaustufen stehen zunĂ€chst zur Wahl. Zwei Platinen mit 286er Intel-Prozessoren und einem Frequenzspektrum von 12 bis 16 MHz sollen bereits in diesem Monat ausgeliefert werden. Eine weitere Platine mit 80386SX-Prozessor ist geplant. Die Preise fĂŒr die 286er Erweiterungen liegen bei 399 bzw. 479 Mark. Der 386er Maximalausbau mit Sockel fĂŒr einen Coprozessor 80387SX kostet 855 Mark.

FĂŒr Mehrkosten von rund 300 Mark gibt’s in Ausbaustufe II AufrĂŒstsĂ€tze mit vergrĂ¶ĂŸertem GehĂ€use, stĂ€rkerem Netzteil und zwei AT-Slots (16 Bit), die fĂŒr alle PC/AT-Erweiterungskarten (u.a. Fax- und hochauflösende Grafikkarten) mit maximaler BaulĂ€nge von 220 mm geeignet sind.

Aufgebohrter Supercharger Plus

ZusĂ€tzlich lĂ€ĂŸt sich an den SteckplĂ€tzen auch das SC-plus/NET aus gleichem Hause betreiben. Der 8-Bit »ARC-NET«-Knoten, der unter Novell lĂ€uft (entsprechende Treiber werden angeboten) und ĂŒber integrierte serielle und parallele Schnittstelle verfĂŒgt, erlaubt in KĂŒrze auch Netzwerkbetrieb auf MS-DOS-Ebene.

In Ausbaustufe III wird das handliche Supercharger-GehĂ€use gegen ein AT-Tisch- oder Tower-GehĂ€use mit 220-W-Netzteil getauscht. Zwei PC- und sechs AT-kompatible Slots stehen dann bereit. Die Supercharger-Platine lĂ€ĂŸt sich gemeinsam mit der 286/386-Erweiterung und den Slot-TrĂ€gern einbauen. In der neuen Umgebung finden selbst Schnittstellenkarten mit voller BaulĂ€nge (>220 mm) Platz. Bei Anschluß einer AT-Tastatur und dem Einbau einer Grafikkarte ist sogar ein Vollausbau zum eigenstĂ€ndigen Rechner und Abkoppeln vom ST möglich.

Weiterhin in Planung: »Troika«, ein Superrechner fĂŒr Atari-, DOS- und Mac-Software.

Das Delta-Modul bietet demnÀchst Omega Computer Systeme, Oeltzenstr. 14,3000 Hannover an.

Den Supercharger und das SCplus-NET vertreibt Beta Systems, Staufenstr. 42, 6000 Frankfurt/Main.

Egbert Meyer