Tele-Office - Der große Bruder

In der Ausgabe 4/92 testeten wir das Fax-Programm Junior Office, das gewissermaßen eine abgespeckte Version des nun erschienenen Professional-Programmes Tele-Office darstellt. Hier soll nur kurz auf die wesentlichen Verbesserungen eingegangen werden, alles andere in der Aprilausgabe (kein Scherz!).

Schon beim Erhalt des Programmes ist der andere Anspruch zu bemerken: Geliefert wird Tele-Office im Gegensatz zu Junior Office in einem großen Karton mit gedruckter Anleitung (leider druckt auch TKR nicht auf Umweltschutzpapier).

Die Installation ist ähnlich einfach wie bei Junior Office, und diejenigen, die sich an Junior Office gewöhnt haben, finden sich sofort zurecht, da sich außer einem einzigen Menüpunkt (Fax Extern ist hinzugekommen, dazu gleich mehr) nichts Grundlegendes geändert hat - hauptsächlich sind nun Funktionen anwählbar. die bei Junior Office gesperrt waren.

Die Adreßverwaltung

Die in Junior Office nicht anwählbaren Punkte sind jetzt funktionstüchtig: Somit können die Adressen jetzt nach unterschiedlichen Kriterien sortiert, es kann nach einem oder mehreren Merkmalen gesucht werden, es ist möglich, mehr als eine Adressenliste gleichzeitig zu laden, und die Adreßdatei kann sowohl exportiert als auch importiert werden - eine unerläßliche Schnittstelle zu fast allen Datenbanken, wenn man seine gesammelten Datenbestände nicht einzeln 'zu Fuß’ in die Tele-Office Datei übertragen möchte.

Zeitversetztes Senden

Stand in Junior Office der Zeitpunkt des Versands fest - nämlich direkt nach Erstellung bzw. wenn der Treiber angeworfen wurde ist er in Tele-Office frei editierbar, das Fax wird nun also zu dem Zeitpunkt versandt, den der Benutzer bzw. die Benutzerin angibt - ist der Rechner dann nicht angeschaltet oder der Treiber nicht geladen, wird das Fax zum nächsten erreichbaren Zeitpunkt losgesandt. Dies ergibt zahlreiche Möglichkeiten, Nachrichten zu terminieren - sei es nun lediglich, um den Nachttarif der Telekom abzuwarten oder auch, um Presseerklärungen oder Bestellungen termingerecht abzusetzen.

Diverses

Bei der Faxdarstellung sind alle Lupen anwählbar. Tele-Office bietet in den Nicht-Quick-Darstellungsmodi die Möglichkeit, sinnvoll den Kontrast zwecks besserer Lesbarkeit einzustellen. Und empfangene Faxe können nun auch ohne den Umweg über das Abspeichern als IMG-Datei wieder an andere Empfänger abgeschickt werden.

Way out - Die Schnittstelle

Wirklich neu ist an Tele-Office die Option Extern Fax, die es ermöglicht, ähnlich wie bei QFax die Erstellung von Faxen anderen Programmen und deren Druckoption zu überlassen, während das eigentliche Faxprogramm sich lediglich um die Adressierung und den Versand kümmert. Es sind somit gerade aus Programmen, die mit Grafikdruckerzeichensätzen arbeiten (etwa CyPress oder Script) bzw. gänzlich auf Grafik setzen (Calamus) weit bessere Ausgabequalitäten als durch die Tele-Office-eigene ASCII-Konvert-Routine erzielbar. Die Möglichkeiten zu Proportionalschrift, frei skalierbaren Fonts und verschiedenen Schriften und Schnitten lassen das FaxerInnen-Herz höher schlagen. Der Weg dorthin ist verhältnismäßig einfach: Man lädt Tele Office als Accessory, startet das Textverarbeitungsprogramm, erstellt das Fax, gibt Tele-Office das Startzeichen, 'druckt’ mit einem speziellen Treiber auf Diskette bzw. Festplatte, gibt TeleOffice das Stopzeichen und ab geht das Fax. Diese speziellen Treiber jedoch stellen noch den Schwachpunkt dieses Systems dar: Es müssen speziell auf die Faxerstellung zugeschnittene Treiber sein.

Mitgeliefen werden zur Zeit Treiber für Calamus und CyPress, Tempus Word beherrscht ab der Version 1.5 diese Funktion selbständig. Mitgeliefert wird außerdem wie bei QFax ein Developer-Kit, mit dem sowohl Treiber neu programmiert als auch QFax- in Tele-Office-Treiber umgewandelt werden können - ein Schachzug offensichtlich, um das etwas frühere Erscheinen des Konkurrenzproduktes QFax zu kompensieren.

Bleibt zu hoffen, daß sich sowohl fähige Anwender als auch die Herstellerinnen der Textverarbeitungsprogramme darum bemühen, für alle Programme Faxtreiber zu erstellen. Neue Treiber können bei Erscheinen bei TKR zu einer Bearbeitungsgebühr (die - erfahrungsgemäß - wirklich nur eine kleine Gebühr darstellt) bezogen oder - o Innovation! - über die Servicemailbox kostenlos abgeholt werden - und ein Modem hat man ja schließlich, wenn man faxt.

Diese neue Option qualifiziert Tele-Office wirklich zu einer professionellen Fax-Software.

Last and least: Schönheitsfehler

Sind die Junior-Office-Fehler auch größtenteils bereinigt, gibt es neue: Beim Anzeigen eines Faxes wird die Fensterhöhe auf die Höhe des Faxes beschränkt. Das sieht zwar intelligent und platzsparend aus, verhindert aber bei kurzen Faxen, die Optionen anzuwählen, die normalerweise per Icon im unteren Teil der linken Leiste erreichbar sind. Außerdem beliebt TeleOffice leider ab und an. beim erneuten Start bei der Anwahl von 'Fax anzeigen' abzustürzen.

Last not least: Fazit

Tele-Office hält, was es verspricht. TKR bietet für DM 138,- ein Update vom kleinen auf den großen Bruder an. Besonders interessant ist die Upgrade-Möglichkeit von Junior Office und ST-Fax bzw. Junior Office und CalFax auf Tele-Office für nur DM 30,-. Diese sollte auch in jedem Fall wahrgenommen werden. Sollte die Erstellung von Faxtreibern vorangehen, steht auch dem Ästhetik-Fax nun nichts mehr im Wege.

Bezugsadresse:
TKR
Stadtparkweg 2
W-2300 Kiel 1

Neben den Möglichkeiten von Junior Office steht in Tele-Office die Möglichkeit offen, aus externen Programmen Faxe zu erstellen.

Sebastian Lovens
Aus: ST-Computer 06 / 1992, Seite 40

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