Obwohl ATARI wie angekĂŒndigt der CeBIT fernblieb, hatten sich in Halle 7 auf dem Gemeinschaftsstand der Firmen Overscan und Compo doch einige bekannte Firmen aus dem ATARI-Markt eingefunden (MAXON und Heim hatten wie immer ihre eigenen StandflĂ€chen). Nachdem der Jaguar bereits in kleinen StĂŒckzahlen in den GeschĂ€ften steht, erregte sicherlich die âMedusaâ das meiste Aufsehen: leider nicht nur schön schnell, sondern eben auch ganz schön kostspielig. Das Afterburner-Projekt von Overscan wird da schon eher den Geldbörsen der ATARI-Besitzer gerecht. Auf den bevorstehenden Veranstaltungen in Ulm und Berlin wird man hoffentlich mehr davon hören.
Was es noch zu sehen gab: Apple war auf mehrere Hallen verstreut, und der âPowerMacâ-Stand in Halle 2 war zumindest Ă€uĂerlich enttĂ€uschend, da an den Rand der Halle gedrĂŒckt. Der Commodore-Stand fand sich exakt dort, wo frĂŒher ATARI vertreten war (was lt. Alwin Stumpf wirklich nur ein Zufall war, mit dem Commodore nichts zu tun hatte). Die Standbesucher wurden jedenfalls allen Vorurteilen gerecht, in dem sie den Stand und die gesamte Umgebung in eine Halde von weggeworfenen TĂŒten, Verpackungen, Essensresten etc. verwandelten. Auf dem angrenzenden Stand der Firma Digital war man sicherlich nicht gerade ĂŒber die am Boden ihr Picknick einnehmenden Jugendlichen glĂŒcklich. Aber immerhin: Commodore versteckte sich nicht vor der Ăbermacht der PC-Systeme. Alwin Stumpf zumindest sagte der Amiga-Linie eine auch noch lĂ€ngerfristige Zukunft voraus.
Auch vom C64- und ST-Erfinder Shiraz Shivji gibt es Neuigkeiten zu berichten: nach dem Flop mit der Firma âMomentaâ arbeitet er nun fĂŒr die Firma âMedia Visionâ, die sich voll und ganz dem Multimedia-Markt verschrieben hat (nicht nur Soundkarten und CD-ROM-Laufwerke, sondern auch zum Beispiel Videokompression).
Insgesamt ist das CD-ROM mittlerweile zu einem Allerweltsgegenstand geworden. Als Neuigkeit konnte man höchstens noch die âVideo-CDâ ansehen (XA-Disk mit MPEG1-Daten). Zu sehen war sie beispielsweise bei Philips und Commodore auf entsprechend aufgerĂŒsteten GerĂ€ten (Philips: CD-I, Commodore: CD-32). Immerhin beginnt sich ja nun auch im ATARI-Bereich das CD-ROM zu entwickeln, nachdem das Treiberproblem durch MetaDOS 2.3 und verschiedene verbesserte Treiber von Drittherstellern als gelöst betrachtet werden kann und auch die ersten speziell fĂŒr ATARI-Besitzer interessanten CDs auf den Markt kommen (siehe Berichterstattung an anderer Stelle in diesem Heft und Abbildung 1).
Wegen der vielen Nachfragen erklÀre ich hier noch einmal, was mit MetaDOS 2.3 geht und was nicht:
MetaDOS 2.3 selbst - also das Programm, das die einzelnen Treiber ansteuert - lĂ€uft unter TOS, MagiX! und MiNT. Unter den beiden Multitasking-Systemen gibt es allerdings eine ganze Reihe von Schwierigkeiten, so daĂ man nach Möglichkeit die speziellen Treiber fĂŒr diese Systeme benutzen sollte (XFS fĂŒr MiNT, bei MagiX! ist dies zur Zeit noch nicht möglich).
Der Treiber fĂŒr die physikalischen Zugriffe - CDARGEN.BOS - lĂ€uft nach wie vor nur mit CD-ROMs an der TT-SCSI-Schnittstelle sowie mit dem ATARI CDAR504 an ACSI. Ferner unterstĂŒtzt er keine Multisession-CDs. Der Dateisystemtreiber - ISO9660F.DOS - ist vom BOS-Treiber völlig unabhĂ€ngig und unterstĂŒtzt auch Multisession-CDs, wenn denn der eingesetzte BOS-Treiber mitmacht. Entsprechende BOS-Treiber (mit Support fĂŒr mehr Schnittstellen) kann man bei Drittherstellern erwerben.
Achtung: es gibt im PC-Bereich einige ISO9660-CD-ROMs, die mit dem Dateisystemtreiber von ATARI nicht einwandfrei funktionieren (alle Verzeichnisse ab der zweiten Ordnerebene erscheinen leer). Ob dies ein Fehler im Treiber oder auf den CDs ist, konnte noch nicht zweifelsfrei geklĂ€rt werden. Fest steht, daĂ das Problem auch auf anderen Systemen auftritt und sich durch die Benutzung eines ânachsichtigerenâ DOS-Treibers beheben lĂ€Ăt.
Eine ausfĂŒhrliche Beschreibung der verschiedenen CD-Formate findet sich beispielsweise in meinem ATARIum vom Juli 1993 ([!]). Dort hatte ich auch darauf hingewiesen, daĂ selbst alte CD-ROM-Laufwerke (Singlesession)-Photo-CDs lesen können, wenn sie dazu in der Lage sind, Modus-2-Sektoren zu lesen und man ĂŒber einen entsprechenden Treiber verfĂŒgt. FĂŒr das CDAR504 ist mittlerweile ein derart erweiterter BOS-Treiber bei Hard&Soft erhĂ€ltlich.
Eine auch fĂŒr ATARI-Besitzer interessante Neuerung verspricht der âEnhanced IDEâ -Standard zu werden (siehe beispielsweise in [2]). Einerseits löst er durch die EinfĂŒhrung âechterâ Blocknummern die KapazitĂ€tschranke von 528 MB auf. Dadurch dĂŒrfte es schon sehr bald recht gĂŒnstige IDE-Platten im Gigabyte-Bereich geben.
Andererseits wird âEnhanced IDEâ von der âATAPF-Spezifikation (ja, die heiĂt wirklich so) ergĂ€nzt, die IDE fĂŒr andere GerĂ€tetypen wie CD-ROM-Laufwerke und Streamer öffnet. Dabei werden die Vorteile von IDE (geringer Aufwand beim AnschluĂ, groĂe Verbreitung im PC-Markt) mit einigen Vorteilen des SCSI-Busses (flexible Kommandopakete) kombiniert. Interessanterweise hat man dabei ausnahmsweise auf eigene Erfindungen verzichtet und verwendet weitestgehend SCSI-Ă€hnliche Befehle. Da aber mittlerweile auch SCSI-CD-ROMs erschwinglich sind und viele neue PCI-Motherboards schon ĂŒber einen integrierten SCSI-Controller verfĂŒgen, darf man sich hier wohl auf einigen Preisdruck freuen.
MiNT-News
Im letzten Heft ([3]) hatte ich etwas voreilig Neuigkeiten zu MiNT angekĂŒndigt: nun, tatsĂ€chlich gibt es mittlerweile eine gegenĂŒber dem letzen Release geringfĂŒgig verbesserte Version 1.10, die allerdings nur den Mitgliedern der MiNT-Tester-Liste zugĂ€nglich gemacht wurde. Dies nicht ganz grundlos, da sie in der herausgegebenen Form nicht gerade stabil ist. FĂŒr die meisten Entwickler dĂŒrfte es wohl sinnvoller sein, auf Release 1.11 zu warten.
Immerhin gibt es aber wieder ein neues âöffentlichesâ Release der MiNT-Library (siehe Abbildung 2). Bis zum nĂ€chsten Monat!
Quellennachweis:
[1] Julian Reschke: âAusgerechnet MetaDOS!â, ST-Magazin 7/1994, Seite 90
[2] John Bryan: âIDE takes offâ, Byte March 1994, Seite 97
[3] Julian Reschke: âHowto Geminiâ, ST-Computer 4/1994, Seite 78
Kurzbeschreibung einiger CD-ROMs
âX11R5/GNU CDROMâ: enthĂ€lt die Quelltexte aller GNU-Programme sowie des X-Window-Systems. Diese CD benutzt das Rockridge-Format, fĂŒr Systeme wie TOS sind aber âkurzeâ Dateinamen sichtbar. Achtung: auf aktuelle Version achten! Insgesamt 632 MB.
Travel Magic USAâ: Bilder aus den USA im BMP-, TIFF- und GIF-Format. Insgesamt 566 MB,
âTextures & Backgrounds, Volume 1â: Hintergrundmuster (Marmor etc.), gut geeignet fĂŒr DTP-Anwendungen (PCX- und TIFF-Format). Insgesamt 320 MB.
âOur Solar Systemâ: NASA-Bilder und DOS-Programme zur Raumfahrt. Insgesamt 129 MB.
âEine Reise durch Norwegenâ: GIF- und Targa-Bilder von Norwegen. Insgesamt 73 MB.
âHiMedia Morphing-CDâ: Bilder (BMP, 63 MB) und Sounds (WAV, 12 MB) aus allen Bereichen. Insgesamt 536 MB.
âAnimazingâ: wilde Mischung von Bildern (GIF, PCX) und Animationen (FLI). Insgesamt 274 MB.
âInteractive Multimedia-Showâ: Animationen (AVI), Bilder (BMP) und Sounds (WAV). Insgesamt 557 MB.
âFotoshow Neuseelandâ: BMP-Bilder von Neuseeland. Insgesamt 450 MB.
Abb. 1: Bezugsquelle: NBG GmbH, Fasanenweg 3, 93133 Burglengenfeld
Die zur Betatest-Version von MiNT 1.09 gehörigen Dateien
MiNT 1.09, Betatest-Version fĂŒr Programmierer
mintl OSs.zoo (301949 Bytes) - Sourceeode der Betatest-Version von MiNT 1.08; geeignet fĂŒr GNU-CC und Pure-C
diff1819.zoo (4780 Bytes) - Diff-Datei, um von Version 1.08 nach 1.09 zu kommen (benötigt âpatch.ttpâ)
MiNT-Libraries (Patehlevel 44, mit viel interessantem Beispielcode):
mntinc44.zoo (117845Bytes)-Headerfiles
mntiib44.zoo (463858 Bytes) - Die C-Quelltexte
(zum Ăbersetzen wird GCC oder PureC sowie wg. langer Dateinamen das Minix-Dateisystem unter MiNT benötigt)
mntolb44.zoo (313542 Bytes) - Fertig ĂŒbersetzte Bibliotheken fĂŒr GCC.
Diese Dateien sollten in jeder besser sortierten Mailbox zu finden sein (zum Beispiel: Maus MS2, 0251/77262). Leser mit Internet-Zugang können die Dateien auch u.a. auf den ftp-Servern âatari.archive.umich.eduâ und âftp.uni-muenster.deâ im Verzeichnis âatari/Mintâ bzw. âatari/Mint/Libâ finden. SelbstverstĂ€ndlich kann es sein, daĂ bis zum Erscheinungstermin eine neue MiNT-Version oder neue Libraries (Patchlevel >= 45) verfĂŒgbar sind.
Abb. 2
Julian F. Reschke