Editorial: Rauchzeichen

Einige Zeit sah es so aus, als drohe der ST im Musikbereich seine Vormachtstellung zu verlieren. MACs und PCs reagierten auf wichtige Neuerungen wie z.B. HD-Recording flexibel mit Erweiterungskarten. Viele anspruchsvolle Midi-Anwender fürchteten, daß ihr ST nun zu klein wird und ein Systemwechsel ansteht. Der Falcon war das rechte Signal in letzter Minute. Dritthersteller wie z.B. Yamaha setzten nicht zuletzt wegen dieser Signalwirkung weiter auf Atari und entwickelten das CBX-D5-Modul. Scheinbar unüberwindliche Hindernisse sind damit beseitigt. Das Modul wird wie ein Synthesizer mit dem ST gekoppelt und schließt die Kluft zwischen MIDI- und Audio-Recording. HD-Recording läßt sich so auch auf kleinen Rechnern realisieren.

Welch genialer Schachzug die Implementierung der MIDI-Schnittstelle in den ST vor bald zehn Jahren war, zeigt sich in seiner vollen Wirkungsbreite erst heute. »Zu langsam und technisch bereits bei der Einführung überholt« unkten damals MIDI-Gegner. Namhafte Hersteller wie Oberheim stimmten in den Chor mit ein. Heute sind Hersteller, die ihren Synthies kein MIDI verpassen, vom Markt verschwunden.

Und der Siegeszug der Schnittstelle geht weiter! Mit MIDI-Show-Control einigten sich die Produzenten von Licht- und Bühnenausrüstung auf ein gemeinsames MIDI-Protokoll. Lichtorgien, Nebelschwaden Rauchzeichen, Laser und Motorsteuerung lassen sich künftig mit genormten MIDI-Befehlen wie Musik am Sequenzer konzipieren und bis ins letzte ausarbeiten. Komplette Liveshows werden per Diskette von Bühne zu Bühne transferiert.

Innovative Programme wie »Machina Musica« werden auf dem ST entwickelt. Das MIDI-Interface für den Power Glove wurde mit Software für den ST konstruiert. Überall dort, wo sich neue Ideen verwirklichen, hat der Atari wieder die Nase vorn.

Ihr
Manfred Neumayer



Aus: ST-Magazin 06 / 1993, Seite 3

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